Translation contest

Jule Eitel and Karin Maack have won the English to German translation contest
Thread poster: María Florencia Vita
María Florencia Vita
María Florencia Vita
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Contest entry #498476 Jan 29, 2007

Dear members,

I am very happy to announce that Jule Eitel and Karin Maack have won the English into German section of ProZ.com first translation contest.

A total of 25 translations were received for this language pair. The ones that received at least 2 votes are shown below, including the name of the poster, and the amount of votes and the comments received by each o
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Dear members,

I am very happy to announce that Jule Eitel and Karin Maack have won the English into German section of ProZ.com first translation contest.

A total of 25 translations were received for this language pair. The ones that received at least 2 votes are shown below, including the name of the poster, and the amount of votes and the comments received by each of these entries.

The general results were:



The source text for this contest was:


When she moved into his tiny house in Stroud, and took charge of his four small children, Mother was thirty and still quite handsome. She had not, I suppose, met anyone like him before. This rather priggish young man, with his devout gentility, his airs and manners, his music and ambitions, his charm, bright talk, and undeniable good looks, overwhelmed her as soon as she saw him. So she fell in love with him immediately, and remained in love for ever. And herself being comely, sensitive, and adoring, she attracted my father also. And so he married her. And so later he left her - with his children and some more of her own.

When he'd gone, she brought us to the village and waited. She waited for thirty years. I don't think she ever knew what had made him desert her, though the reasons seemed clear enough. She was too honest, too natural for this frightened man; too remote from his tidy laws. She was, after all, a country girl; disordered, hysterical, loving. She was muddled and mischievous as a chimney-jackdaw, she made her nest of rags and jewels, was happy in the sunlight, squawked loudly at danger, pried and was insatiably curious, forgot when to eat or ate all day, and sang when sunsets were red. She lived by the easy laws of the hedgerow, loved the world, and made no plans, had a quick holy eye for natural wonders and couldn't have kept a neat house for her life. What my father wished for was something quite different, something she could never give him - the protective order of an unimpeachable suburbia, which was what he got in the end.

The three or four years Mother spent with my father she fed on for the rest of her life. Her happiness at that time was something she guarded as though it must ensure his eventual return. She would talk about it almost in awe, not that it had ceased but that it had happened at all.



Jule's winning translation into German was:



Als sie nach Stroud in sein Häuschen zog und seine vier kleinen Kinder unter ihre Fittiche nahm, war Mutter dreißig Jahre alt und noch ziemlich gutaussehend. Ich glaube, so jemandem wie ihm war sie bis dahin noch nie begegnet. Dieser recht selbstgefällige junge Mann mit seiner ernsthaften Vornehmheit, seiner Ausstrahlung und den guten Manieren, mit seiner Liebe zur Musik, seinen Ambitionen, seinem Charme, seinen klugen Worten und seinem unbestreitbar guten Aussehen überwältigte sie, sobald sie ihn sah. Sie verliebte sich sofort in ihn und ihre Liebe zu ihm währte ihr ganzes Leben. Wegen ihrer Anmut, Feinfühligkeit und Anbetung fühlte sich auch mein Vater zu ihr hingezogen. Und so kam es, dass er sie heiratete. Und so kam es auch, dass er sie später zurückließ, mit seinen Kindern und denen, die sie geboren hatte.

Als er fort war, brachte sie uns ins Dorf und wartete. Sie wartete 30 Jahre lang. Ich glaube nicht, dass sie jemals verstanden hat, warum er sie verlassen hatte, obwohl die Gründe dafür klar auf der Hand zu liegen schienen. Sie war zu aufrichtig, zu natürlich für diesen ängstlichen Mann, seinen sauberen Regeln zu fern. Schließlich war sie ein Mädchen vom Lande, konfus, hysterisch, voller Liebe. Sie hatte Flausen im Kopf und war schelmisch wie eine Hüpfdohle, ihr Nest baute sie aus Lumpen und Juwelen, in der Sonne war sie glücklich, begegnete Gefahren mit lautem Kreischen, steckte überall ihre Nase hinein und war unendlich neugierig, sie vergaß zu essen oder aß den ganzen Tag und wenn der Himmel sich abends rot färbte, sang sie. Sie lebte nach den lockeren Gesetzen der wild wachsenden Hecken, liebte die Welt und lebte ganz im Heute, sie hatte einen wachen, gesegneten Blick für Naturwunder und wäre im Leben nicht in der Lage gewesen, einen ordentlichen Haushalt zu führen. Mein Vater wünschte sich etwas ganz anderes, etwas, dass sie ihm niemals geben konnte: die schützende Ordnung eines untadeligen Vorstadtlebens, das er dann ja auch bekommen hat.

Von den drei oder vier Jahren, die Mutter mit meinem Vater verbrachte, zehrte sie den Rest ihres Lebens. Sie hütete das Glück aus diesen Tagen wie etwas, das seine Rückkehr schließlich sicherstellen würde. Wenn sie von dieser Zeit sprach, dann fast ehrfürchtig, nicht weil sie vorbei war, sondern weil sie wirklich existiert hatte.




And Karin's winning translationinto German was:



Als sie in das winzige Haus in Stroud einzog und begann, sich um seine vier kleinen Kinder zu kümmern, war Mutter dreißig und sah immer noch ziemlich gut aus. Vermutlich hatte sie vorher noch nie jemanden wie ihn getroffen. Von der tugendhaften Vornehmheit dieses eher selbstgefälligen jungen Mannes, seinen affektierten Manieren, seinen musikalischen Vorlieben und ehrgeizigen Bestrebungen, seinem Charme, seinen intelligenten Gesprächen und seinem unbestreitbar guten Aussehen war sie sofort überwältigt. Also verliebte sie sich auf der Stelle in ihn und blieb dieser Liebe ein Leben lang treu. Und da sie selbst anmutig und feinfühlig war und ihn verehrte, fühlte sich auch mein Vater von ihr angezogen. Also heiratete er sie. Und darum verließ er sie und seine Kinder später wieder – und noch einige mehr, die sie von ihm hatte.

Als er fort war, brachte sie uns ins Dorf und wartete. Sie wartete dreißig Jahre lang. Ich glaube nicht, dass sie jemals wusste, warum er sie verlassen hatte, obwohl der Grund ziemlich offensichtlich war. Sie war zu aufrichtig, zu erdverbunden für diesen furchtsamen Mann; seine kleinlichen Regeln waren ihr zu fremd. Schließlich war sie ein Mädchen vom Land, leicht chaotisch, ziemlich ausgelassen, liebevoll. Unordentlich war sie und schelmisch wie eine Elster, baute sich ihr Nest aus Lumpen und Juwelen, war glücklich im Sonnenlicht, krächzte laut bei Gefahr, steckte ihre Nase in alles und war von unersättlicher Neugier; sie vergaß zu essen oder aß den ganzen Tag lang, und sie sang, wenn die untergehende Sonne den Himmel rot färbte. Sie lebte unbeschwert wie ein Vogel und liebte die Welt, ohne irgendetwas zu planen; sie besaß eine rasche und ehrfürchtige Auffassungsgabe für die Wunder der Natur und hätte nicht um alles in der Welt einen ordentlichen Haushalt führen können. Das, was mein Vater sich wünschte, war etwas völlig anderes, etwas, das sie ihm nie geben konnte: die schützende Ordnung eines untadelig bürgerlichen Lebens – und letztendlich bekam er das auch.

Von den drei oder vier Jahren, die Mutter mit meinem Vater zusammen verbrachte, zehrte sie für den Rest ihres Lebens. Das Glück jener Zeit bewahrte sie für sich, als ob dadurch garantiert werden sollte, dass er schließlich zu ihr zurückkäme. Fast ehrfürchtig hat sie immer darüber gesprochen - nicht davon, dass es zu Ende war, sondern davon, dass sie es überhaupt erlebt hatte.



This topic is an announcement only. To congratulate those members who took part, please write to them directly via their profiles. To discuss your experience as a participant in the contest (as a contestant or a voter), please use this thread: http://www.proz.com/topic/67110

Please find the guidelines and general information for the contest here.

Thank to all participants for devoting your time, effort and passion on this first ProZ.com's translation contest

Regards,
Florencia
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Contest entry #501330
Contest entry #501330 Feb 2, 2007

Als sie nach Stroud in sein Häuschen zog und seine vier kleinen Kinder unter ihre Fittiche nahm, war Mutter dreißig Jahre alt und noch ziemlich gutaussehend. Ich glaube, so jemandem wie ihm war sie bis dahin noch nie begegnet. Dieser recht selbstgefällige junge Mann mit seiner ernsthaften Vornehmheit, seiner Ausstrahlung und den guten Manieren, mit seiner Liebe zur Musik, seinen Ambitionen, seinem Charme, seinen klugen Worten und seinem unbestreitbar guten Aussehen überwältigte sie, sobald ... See more
Als sie nach Stroud in sein Häuschen zog und seine vier kleinen Kinder unter ihre Fittiche nahm, war Mutter dreißig Jahre alt und noch ziemlich gutaussehend. Ich glaube, so jemandem wie ihm war sie bis dahin noch nie begegnet. Dieser recht selbstgefällige junge Mann mit seiner ernsthaften Vornehmheit, seiner Ausstrahlung und den guten Manieren, mit seiner Liebe zur Musik, seinen Ambitionen, seinem Charme, seinen klugen Worten und seinem unbestreitbar guten Aussehen überwältigte sie, sobald sie ihn sah. Sie verliebte sich sofort in ihn und ihre Liebe zu ihm währte ihr ganzes Leben. Wegen ihrer Anmut, Feinfühligkeit und Anbetung fühlte sich auch mein Vater zu ihr hingezogen. Und so kam es, dass er sie heiratete. Und so kam es auch, dass er sie später zurückließ, mit seinen Kindern und denen, die sie geboren hatte.

Als er fort war, brachte sie uns ins Dorf und wartete. Sie wartete 30 Jahre lang. Ich glaube nicht, dass sie jemals verstanden hat, warum er sie verlassen hatte, obwohl die Gründe dafür klar auf der Hand zu liegen schienen. Sie war zu aufrichtig, zu natürlich für diesen ängstlichen Mann, seinen sauberen Regeln zu fern. Schließlich war sie ein Mädchen vom Lande, konfus, hysterisch, voller Liebe. Sie hatte Flausen im Kopf und war schelmisch wie eine Hüpfdohle, ihr Nest baute sie aus Lumpen und Juwelen, in der Sonne war sie glücklich, begegnete Gefahren mit lautem Kreischen, steckte überall ihre Nase hinein und war unendlich neugierig, sie vergaß zu essen oder aß den ganzen Tag und wenn der Himmel sich abends rot färbte, sang sie. Sie lebte nach den lockeren Gesetzen der wild wachsenden Hecken, liebte die Welt und lebte ganz im Heute, sie hatte einen wachen, gesegneten Blick für Naturwunder und wäre im Leben nicht in der Lage gewesen, einen ordentlichen Haushalt zu führen. Mein Vater wünschte sich etwas ganz anderes, etwas, dass sie ihm niemals geben konnte: die schützende Ordnung eines untadeligen Vorstadtlebens, das er dann ja auch bekommen hat.

Von den drei oder vier Jahren, die Mutter mit meinem Vater verbrachte, zehrte sie den Rest ihres Lebens. Sie hütete das Glück aus diesen Tagen wie etwas, das seine Rückkehr schließlich sicherstellen würde. Wenn sie von dieser Zeit sprach, dann fast ehrfürchtig, nicht weil sie vorbei war, sondern weil sie wirklich existiert hatte.



This translation received 5 votes and the following comments:
  • Very nicely done, easy, soft, I loved it.
  • Gegensätze der beiden Charaktere gut herausgearbeitet, durchgängiger Stil, treffsichere Sprache.

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Contest entry #505240
Contest entry #505240 Feb 7, 2007

Mutter war dreißig Jahre alt und noch recht attraktiv, als sie in sein winziges Häuschen in Stroud einzog und sich von da an um seine vier Kinder kümmerte. Ich glaube, sie hatte zuvor noch nie jemanden wie ihn getroffen. Dieser ziemlich selbstgefällige junge Mann hatte sie mit seiner frommen vornehmen Herkunft, seinen Allüren und seinem Anstand, seiner Musik und seinen Ambitionen, seinem Charme, dem aufgewecktem Unterhaltungston und dem unbestreitbar guten Aussehen augenblicklich um den Fin... See more
Mutter war dreißig Jahre alt und noch recht attraktiv, als sie in sein winziges Häuschen in Stroud einzog und sich von da an um seine vier Kinder kümmerte. Ich glaube, sie hatte zuvor noch nie jemanden wie ihn getroffen. Dieser ziemlich selbstgefällige junge Mann hatte sie mit seiner frommen vornehmen Herkunft, seinen Allüren und seinem Anstand, seiner Musik und seinen Ambitionen, seinem Charme, dem aufgewecktem Unterhaltungston und dem unbestreitbar guten Aussehen augenblicklich um den Finger gewickelt. Es war also Liebe auf den ersten Blick gewesen, und so verliebt blieb sie ihr ganzes Leben lang. Mein Vater seinerseits fand ihr anmutiges, einfühlsames und anbetungswürdiges Wesen ebenfalls anziehend. Also heiratete er sie. Und später verließ er sie, und mit ihr blieben seine Kinder und noch einige gemeinsame Kinder zurück.

Nachdem er gegangen war, brachte uns Mutter ins Dorf und wartete. Sie wartete dreißig Jahre lang. Ich glaube nicht, dass sie je herausfand, warum er sie verlassen hatte, obwohl die Gründe klar auf der Hand lagen. Sie war einfach zu ehrlich und zu natürlich für diesen ängstlichen Menschen. Sie lebte fernab seiner ordentlichen Regeln. Sie war unordentlich, hysterisch, liebevoll. Eben ein Mädel vom Lande. Sie war konfus und keck wie ein Spatz, machte es sich in Lumpen und Juwelen gleichermaßen behaglich, war glücklich, wenn die Sonne schien, kreischte laut, wenn Gefahr drohte, schnüffelte herum und war unglaublich neugierig, vergaß entweder zu essen oder aß den ganzen Tag, und sie sang, wenn die Sonne rot unterging. Sie lebte nach den einfachen Daseinsregeln, liebte die Welt, schmiedete keine Pläne, hatte ein waches Auge für die Wunder der Natur und wäre nie und nimmer dazu in der Lage gewesen, ein Haus ordentlich zu führen. Mein Vater allerdings hatte etwas ganz anderes im Sinn. Und dieses Etwas, nämlich die schützende Ordentlichkeit einer untadeligen Vorortsiedlung, die er letztendlich auch erreichte, hätte sie ihm nie geben können.

Mutter zehrte ihr ganzes Leben lang von den drei oder vier Jahren, die sie mit meinem Vater verbracht hatte. Das Glück aus dieser Zeit bewahrte sie in sich auf, als würde es auf diese Weise doch noch seine Rückkehr bewirken. Sie sprach nie darüber, dass es vorbei war, sondern fast mit Bewunderung über die Tatsache, dass sie es überhaupt hatte erleben dürfen.



This translation received 3 votes and the following comments:
  • Liest sich sehr flüssig und wirkt nicht übersetzt. So fern wie nötig, so nah wie möglich am Text.
  • die er letztendlich auch *erreichte* - besser, auch rhythmisch, wäre *bekam* gewesen,

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Contest entry #505820
Contest entry #505820 Feb 8, 2007

Als Mutter in sein Häuschen in Stroud einzog und die Obhut über seine vier kleinen Kinder übernahm, war sie dreißig und noch immer recht hübsch. Ich glaube nicht, dass sie jemals zuvor jemanden wie ihn kennengelernt hatte. Von diesem selbstgefälligen jungen Mann mit seiner inbrünstigen Vornehmheit, seinem Gebaren und seinen Manieren, seiner Musik und seinen Ambitionen, seinem Charme, seinem klugen Gerede und dem unbestreitbar guten Aussehen war sie auf den ersten Blick überwältigt. Also... See more
Als Mutter in sein Häuschen in Stroud einzog und die Obhut über seine vier kleinen Kinder übernahm, war sie dreißig und noch immer recht hübsch. Ich glaube nicht, dass sie jemals zuvor jemanden wie ihn kennengelernt hatte. Von diesem selbstgefälligen jungen Mann mit seiner inbrünstigen Vornehmheit, seinem Gebaren und seinen Manieren, seiner Musik und seinen Ambitionen, seinem Charme, seinem klugen Gerede und dem unbestreitbar guten Aussehen war sie auf den ersten Blick überwältigt. Also verliebte sie sich sogleich in ihn und blieb für immer in ihn verliebt. Und da sie selbst hübsch und einfühlsam war und ihn bewunderte, war sie auch ihrerseits für meinen Vater attraktiv. Und so heiratete er sie. Und so ließ er sie später sitzen – mit seinen Kindern und noch ein paar eigenen dazu.

Als er fort war, brachte sie uns ins Dorf und wartete, sie wartete dreißig Jahre lang. Ich glaube nicht, dass sie je verstand, warum er sie verlassen hatte, obwohl die Gründe dafür eigentlich auf der Hand lagen. Sie war zu ehrlich, zu natürlich für diesen furchtsamen Mann, zu weit entfernt von seinen Ordnungsregeln. Schließlich war sie ja doch ein Mädchen vom Lande, unordentlich, überschwänglich, liebevoll. Sie war flatterhaft und mutwillig wie die Dohlen, die um den Schornstein flogen; sie baute ihr Nest aus Lumpen und Juwelen zusammen, war glücklich, wenn die Sonne schien, kreischte laut, wenn es gefährlich wurde, forschte alles aus und war unersättlich neugierig; sie vergaß zu essen oder aß den ganzen Tag lang und sang, wenn die Sonne rot unterging. Sie lebte nach den biegsamen Regeln einer Hecke, liebte die ganze Welt und machte keine Pläne. Sie hatte einen wachen Blick für die heiligen Wunder der Natur und hätte für ihr Leben keinen ordentlichen, sauberen Haushalt führen können. Was mein Vater wünschte, war aber etwas ganz anderes – etwas, das sie ihm niemals geben konnte: die schützende und unanfechtbare Ordnung einer Vorstadtsiedlung, die er schließlich ja auch bekam.

Mutter zehrte für den Rest ihres Lebens von den drei oder vier Jahren, die sie mit meinem Vater verbracht hatte. Sie bewahrte ihr Glücklichsein aus dieser Zeit, als sei das die Gewähr für seine Rückkehr. Und wenn sie darüber sprach, geschah es immer mit einer gewissen Verwunderung – nicht darüber, dass diese Zeit vorüber war, sondern dass es sie überhaupt gegeben hatte.



This translation received 2 votes and the following comment:
  • Klasse!

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Contest entry #506700
Contest entry #506700 Feb 9, 2007

Als Mutter in sein winziges Haus in Stroud einzog und die Erziehung seiner vier kleinen Kinder übernahm, war sie dreißig Jahre alt und durchaus noch attraktiv. Vermutlich hatte sie niemals zuvor jemandem wie ihn kennen gelernt. Schon beim ersten Anblick dieses ziemlich überheblichen jungen Mannes mit seinem ernsthaft-vornehmen Wesen, seinen geschliffenen Manieren, seiner Musik und seinen Ambitionen, seinem Charme, seinen gescheiten Reden und seinem unleugbar guten Aussehen war es um sie gesch... See more
Als Mutter in sein winziges Haus in Stroud einzog und die Erziehung seiner vier kleinen Kinder übernahm, war sie dreißig Jahre alt und durchaus noch attraktiv. Vermutlich hatte sie niemals zuvor jemandem wie ihn kennen gelernt. Schon beim ersten Anblick dieses ziemlich überheblichen jungen Mannes mit seinem ernsthaft-vornehmen Wesen, seinen geschliffenen Manieren, seiner Musik und seinen Ambitionen, seinem Charme, seinen gescheiten Reden und seinem unleugbar guten Aussehen war es um sie geschehen: Sie verliebte sich sofort und für immer. Umgekehrt wirkte sie mit ihrer Anmut, Feinfühligkeit und offenen Bewunderung auch anzie¬hend auf meinen Vater. Also heiratete er sie. Und verließ sie später – mitsamt seinen und den gemeinsamen Kindern.

Als er gegangen war, zog sie mit uns ins Dorf und wartete. Sie wartete dreißig Jahre lang. Ich glaube, sie verstand nie, warum er sie verlassen hatte. Dabei lagen die Gründe eigentlich auf der Hand: Sie war zu geradeheraus, zu unverfälscht für diesen verängstigten Menschen, zu weit entfernt von seinem geordneten Regelwerk. Sie war eben ein Mädchen vom Lande – unordent¬lich, unbeherrscht, das Herz voller Liebe. Sie war lebhaft und frech wie die Elster auf dem Schornstein: Sie baute ihr Nest aus Lumpen und Schmuckstücken, war glücklich bei Sonnenschein, kreischte bei Gefahr, spähte in unstillbarer Neugier herum, aß den ganzen Tag (oder vergaß das Essen ganz) und sang in der Abendröte. Sie lebte nach den simplen Regeln der Hecke, liebte die Welt und machte keine Pläne, hatte einen Blick für die Wunder der Natur und schaffte es beim besten Willen nicht, das Haus reinlich zu halten. Mein Vater hingegen wünschte sich etwas völlig anderes – etwas, das sie ihm nie geben konnte: die schützende Ordnung einer makellosen Vorstadtwelt. Genau das bekam er letzten Endes auch.

Von den drei oder vier Jahren, die meine Mutter mit meinem Vater verbrachte, zehrte sie ihr ganzes Leben lang. Die Glückseligkeit dieser Zeit bewahrte sie als eine Art Unterpfand dafür, dass er früher oder später zurückkehren würde. Fast ehrfürchtig sprach sie über diese Zeit des Glücks – nicht, weil sie geendet hatte, sondern weil sie ihr überhaupt widerfahren war.



This translation received 3 votes and the following comments:
  • I am not sure about hysterical-unbeherrscht, otherwise it's good.
  • Liest sich angenehm und fließend, ich finde diese Übersetzung gelungen!

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Contest entry #506708
Contest entry #506708 Feb 9, 2007

Als sie in das winzige Haus in Stroud einzog und begann, sich um seine vier kleinen Kinder zu kümmern, war Mutter dreißig und sah immer noch ziemlich gut aus. Vermutlich hatte sie vorher noch nie jemanden wie ihn getroffen. Von der tugendhaften Vornehmheit dieses eher selbstgefälligen jungen Mannes, seinen affektierten Manieren, seinen musikalischen Vorlieben und ehrgeizigen Bestrebungen, seinem Charme, seinen intelligenten Gesprächen und seinem unbestreitbar guten Aussehen war sie sofort ü... See more
Als sie in das winzige Haus in Stroud einzog und begann, sich um seine vier kleinen Kinder zu kümmern, war Mutter dreißig und sah immer noch ziemlich gut aus. Vermutlich hatte sie vorher noch nie jemanden wie ihn getroffen. Von der tugendhaften Vornehmheit dieses eher selbstgefälligen jungen Mannes, seinen affektierten Manieren, seinen musikalischen Vorlieben und ehrgeizigen Bestrebungen, seinem Charme, seinen intelligenten Gesprächen und seinem unbestreitbar guten Aussehen war sie sofort überwältigt. Also verliebte sie sich auf der Stelle in ihn und blieb dieser Liebe ein Leben lang treu. Und da sie selbst anmutig und feinfühlig war und ihn verehrte, fühlte sich auch mein Vater von ihr angezogen. Also heiratete er sie. Und darum verließ er sie und seine Kinder später wieder – und noch einige mehr, die sie von ihm hatte.

Als er fort war, brachte sie uns ins Dorf und wartete. Sie wartete dreißig Jahre lang. Ich glaube nicht, dass sie jemals wusste, warum er sie verlassen hatte, obwohl der Grund ziemlich offensichtlich war. Sie war zu aufrichtig, zu erdverbunden für diesen furchtsamen Mann; seine kleinlichen Regeln waren ihr zu fremd. Schließlich war sie ein Mädchen vom Land, leicht chaotisch, ziemlich ausgelassen, liebevoll. Unordentlich war sie und schelmisch wie eine Elster, baute sich ihr Nest aus Lumpen und Juwelen, war glücklich im Sonnenlicht, krächzte laut bei Gefahr, steckte ihre Nase in alles und war von unersättlicher Neugier; sie vergaß zu essen oder aß den ganzen Tag lang, und sie sang, wenn die untergehende Sonne den Himmel rot färbte. Sie lebte unbeschwert wie ein Vogel und liebte die Welt, ohne irgendetwas zu planen; sie besaß eine rasche und ehrfürchtige Auffassungsgabe für die Wunder der Natur und hätte nicht um alles in der Welt einen ordentlichen Haushalt führen können. Das, was mein Vater sich wünschte, war etwas völlig anderes, etwas, das sie ihm nie geben konnte: die schützende Ordnung eines untadelig bürgerlichen Lebens – und letztendlich bekam er das auch.

Von den drei oder vier Jahren, die Mutter mit meinem Vater zusammen verbrachte, zehrte sie für den Rest ihres Lebens. Das Glück jener Zeit bewahrte sie für sich, als ob dadurch garantiert werden sollte, dass er schließlich zu ihr zurückkäme. Fast ehrfürchtig hat sie immer darüber gesprochen - nicht davon, dass es zu Ende war, sondern davon, dass sie es überhaupt erlebt hatte.


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Jule Eitel and Karin Maack have won the English to German translation contest






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