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Schnelles Reagieren auf Anfragen
Thread poster: Nils Kohlmann
Nicole Schnell
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In memoriam
Souveränität ist das Stichwort Aug 4, 2011

Danke für deinen hervorragenden Beitrag, opolt!

Zum Thema "Time is money": Da gibt es den feinen Unterschied zwischen gutem Zeitmanagement und wilder Aktionitis. Wenn ich am Tag ein Auftragsvolumen von, sagen wir mal, 10.000 Euro vergebe, macht es keinen Unterschied, ob ich das hektisch innerhalb einer Stunde oder über den Tag verteilt mache. Der Umsatz bleibt gleich. Die Telefonate oder die E-Mails werden davon auch nicht länger, oder? Was das finanzielle Risiko betrifft: Ich wa
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Danke für deinen hervorragenden Beitrag, opolt!

Zum Thema "Time is money": Da gibt es den feinen Unterschied zwischen gutem Zeitmanagement und wilder Aktionitis. Wenn ich am Tag ein Auftragsvolumen von, sagen wir mal, 10.000 Euro vergebe, macht es keinen Unterschied, ob ich das hektisch innerhalb einer Stunde oder über den Tag verteilt mache. Der Umsatz bleibt gleich. Die Telefonate oder die E-Mails werden davon auch nicht länger, oder? Was das finanzielle Risiko betrifft: Ich warte lieber ein paar Stunden auf einen bewährten Profi, der in Sachen Qualität eine Lebensversicherung darstellt und bei dem das Risiko einer eventuellen Nachbesserung gegen Null geht, als dass ich einen Auftrag rausschieße, nur weil jemand gerade Zeit zum Däumchendrehen hatte und als Erster auf die Massen-E-Mail geantwortet hat.

Was die "Schlafmützen" betrifft: Das dürften souveräne Übersetzer mit ausgezeichneten Managementqualitäten sein, die ihr Büro nicht "fremdmanagen" lassen, nur weil jemand rundum Hektik macht und Übersetzer aufmischen muss, als wärs die persönliche Armee. Wer im Restaurant laut "Bedienung!!" brüllt, kriegt sein Schnitzel auch nicht schneller.

Ich stelle mir gerade ein Szenario in einem Operationssaal vor - der Chirurg unterbricht die Hirnoperation, weil sein Pager piepst. Würde er nicht sofort reagieren, wäre er doch eine Schlafmütze, nicht wahr? Da lasse ich mich doch lieber von einer Schlafmütze operieren.
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Nicole Schnell
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Hach ja, die Dringlichkeit :-) Aug 5, 2011

opolt wrote:
Man hat allerdings den Eindruck, dass sich das mit der "Schnelligkeit", "Dringlichkeit" usw. zum Teil verselbständigt hat -- ich habe schon öfters Fälle gesehen, wo sich am Ende herausstellte, dass es gar nicht so dringend gemeint war ...


Leider haben die wenigsten PMs und Agenturinhaber eine Ahnung davon, wie es eigentlich draußen in der Welt zugeht. Kein Unternehmen der Welt hat je den Geistesblitz, von heute auf morgen spontan und mit Hurra! in Überseemärkte einzusteigen, weshalb die 50k-Wörter Website binnen drei Tagen von einem zusammengestoppelten Team von Übersetzern übersetzt werden muss, und zwar zackig. Das gilt auch für die Übersetzung von Geburtsurkunden. Da ist bestimmt einer morgens aufgewacht und hat beschlossen, am nächsten Tag nach Amerika auszuwandern.

Und so wie mit der Schnelligkeit auch bei der Genauigkeit: Würde ich alle Anfragen sofort schriftlich beantworten, die mich allein über ProZ als E-Mail erreichen, käme ich zu gar nix mehr :-]


Eben. Wenn so ein Hektik-Kunde jedoch erfahren würde, dass du sein Projekt dauernd unterbrichst und liegen lässt, um andere Kunden kommunikationstechnisch zu verarzten, wäre das Geschrei groß.


 
Nicole Schnell
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Da gehört ein wenig mehr dazu Aug 5, 2011

Richard Schneider wrote:
Nein, er soll mir nur zügig mitteilen, ob und zu welchen Konditionen er den Auftrag übernehmen möchte, damit die Abläufe nicht unnötig verzögert werden.


Denn kein Übersetzer kann dir ein vernünftiges Angebot machen, bevor er den Text nicht gesehen hat. Die Idee mit den schnellen "Klar, mach ich"-Antworten, die niemandem Zeit rauben, ist daher nicht haltbar. Oder du kriegst die entsprechenden Kandidaten, die sich auch gerne mal kompetenz- und talenttechnisch etwas übernehmen, und du hast nicht einmal Kontrolle über den Output deiner Firma, weil auch der Inhaber der feinsten Übersetzungsfirma nicht jede Sprache gleichzeitig perfekt beherrscht. Aber da kommen ja immer neue Anrufe, gell?

Den Übersetzer, der dir fünf Stunden später antwortet, kannst du immerhin fragen, ob er den Text überhaupt gelesen hat. Dann gibt der sein Angebot ab und jammert dir später nicht die Ohren voll und stiehlt dir die Zeit, die anfangs so prima und effizient mit all den technischen Gizmos gespart wurde.


 
Richard Schneider (X)
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Das Einzige, was stört, ist der Kunde Aug 5, 2011

Die Diskussion zeigt wieder einmal, dass die meisten Übersetzer von ihrer Mentalität her eben doch Beamte sind und ihre Ruhe haben wollen. Spät aufstehen, eine ausgiebige Mittagspause einlegen und früh Schluss machen (freitags spätestens gegen 13:00 Uhr), jeden Brückentag nutzen, um das Büro für eine halbe Woche zu schließen und mindestens sechs Wochen in Urlaub fahren. E-Mails nur dreimal am Tag abrufen. Und ansonsten nur nicht hetzen lassen.

Das Einzige, was stört, sind
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Die Diskussion zeigt wieder einmal, dass die meisten Übersetzer von ihrer Mentalität her eben doch Beamte sind und ihre Ruhe haben wollen. Spät aufstehen, eine ausgiebige Mittagspause einlegen und früh Schluss machen (freitags spätestens gegen 13:00 Uhr), jeden Brückentag nutzen, um das Büro für eine halbe Woche zu schließen und mindestens sechs Wochen in Urlaub fahren. E-Mails nur dreimal am Tag abrufen. Und ansonsten nur nicht hetzen lassen.

Das Einzige, was stört, sind halt die Kunden …

Eine solche Arbeitseinstellung kann man sich als Beamter oder Angestellter leisten, als Selbstständiger aber nicht.


[Bearbeitet am 2011-08-05 11:48 GMT]
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Manticore (X)
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Hoppla Aug 5, 2011

das erinnert mich an die hitzigen Diskussionen, die ich manchmal mit DOKDERTOR, sorry DERDOKTOR, habe.

Es kommt auf den Kunden an. Man findet schnell heraus, was und wie er es haben will. Bei einem Kunden muss ich super schnell sein. Bei fast allen anderen brauche das Mobile nicht zur Bush Pub mitzunehmen.

Viele Grüße

Manticore


 
Manticore (X)
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Admiral Richard Schneider Aug 5, 2011

Mit Verlaub

einen solchen Schmarrn habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Ihre geistige Wahrnehmung von Prozessen, die in der Übersetzungsindustrie ablaufen, scheint gestört zu sein.

Mit freundlichen Grüßen

Manticore


 
Nicole Schnell
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Das Einzige was stört ist, dass manche Kunden den Freiberufler mit einem Angestellten verwechseln Aug 5, 2011

Richard Schneider wrote:

Die Diskussion zeigt wieder einmal, dass die meisten Übersetzer von ihrer Mentalität her eben doch Beamte sind und ihre Ruhe haben wollen. Spät aufstehen, eine ausgiebige Mittagspause einlegen und früh Schluss machen (freitags spätestens gegen 13:00 Uhr), jeden Brückentag nutzen, um das Büro für eine halbe Woche zu schließen und mindestens sechs Wochen in Urlaub fahren. Und ansonsten nur nicht hetzen lassen.

Das Einzige, was stört, sind halt die Kunden …

Eine solche Arbeitseinstellung kann man sich als Beamter oder Angestellter leisten, als Selbstständiger aber nicht.


Und Teilzeit noch dazu.
Jeder Freiberufler ist eine Firma. Er ist niemandem verpflichtet, führt sein eigenes Büro und seine Agenda, hält seine firmeneigene Disziplin und sucht sich seine Kunden selbst aus. Aus unerfindlichen Gründen halten viele Auftraggeber ihre Jobs für Manna vom Himmel geschmissen, über das sich halbverhungerte Übersetzer balgen dürfen. So werden vielleicht Jöbchen vergeben, aber keine Projekte. Wer gerne nach der Pfeife tanzen lässt, wäre vielleicht besser bei der Bundeswehr oder in der Tierdressur aufgehoben. Oder sollte zumindest lernen, dass er möglicherweise nicht der einzige derzeitige Kunde ist.


 
Katrin Hollberg
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Da muss ich jetzt aber doch ein wenig schmunzeln... Aug 5, 2011

Richard Schneider wrote:

Die Diskussion zeigt wieder einmal, dass die meisten Übersetzer von ihrer Mentalität her eben doch Beamte sind und ihre Ruhe haben wollen. Spät aufstehen, eine ausgiebige Mittagspause einlegen und früh Schluss machen (freitags spätestens gegen 13:00 Uhr), jeden Brückentag nutzen, um das Büro für eine halbe Woche zu schließen und mindestens sechs Wochen in Urlaub fahren. Und ansonsten nur nicht hetzen lassen.

Das Einzige, was stört, sind halt die Kunden …

Eine solche Arbeitseinstellung kann man sich als Beamter oder Angestellter leisten, als Selbstständiger aber nicht.


Ähem, nichts für ungut, aber eine nicht geringe Zahl an Auftragsanfragen kommt nach meiner Erfahrung mit schönster Regelmäßigkeit am Freitag Nachmittag/Abend, so AB ca. 17.00 (da geht dann nämlich der betreffende SACHbearbeiter beim Endkunden ins WE u. möchte seine To-Do-Liste als abgeschlossen sehen), ab 18.00/19.00 von der Agentur, die das -nur zeitversetzt- noch schnell schnell an den Übersetzer loshaben will, ohne Rücksicht, ob der vielleicht auch mal am Sa Vormittag Besuch bekommt, einen Konzertabend plant...etc. ich bin jetzt mal etwas polemisch. Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich selbst habe mit meinen Stammkunden sehr gute Erfahrungen, darum arbeite ich mit denen auch so lange und so gerne zusammen, aber die krassen Fälle habe ich auch alle schon gehabt...für die macht man sich ja wohl (wen wundert es...?) nicht so wahnsinnig gerne krumm und schmeißt seine gesamte Planung über den Haufen.


 
Cetacea
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Umgekehrt wird ein Schuh draus Aug 5, 2011

Richard Schneider wrote:
Die Diskussion zeigt wieder einmal, dass die meisten Übersetzer von ihrer Mentalität her eben doch Beamte sind und ihre Ruhe haben wollen.


Wenn jemand seine Ruhe haben will, dann doch wohl Agenturen, die alles möglichst schnell (und billig...) vom Tisch haben wollen. Ganz egal, wer's macht, und wie das Ergebnis aussieht.


mindestens sechs Wochen in Urlaub fahren.

Tja, diese Frechheit besitze ich tatsächlich. Aber weil ich meinen Kunden meine Abwesenheit frühzeitig mitteile, gruppieren sie die Projekte, die sie von mir betreut haben wollen, um diese Zeiten herum. Warum wohl? Weil ich auf jede Anfrage innert Sekunden antworte? Wohl kaum...

Und ansonsten nur nicht hetzen lassen.


Nein, ganz sicher nicht. Ich sehe mir den Text an, gebe dem Kunden den frühestmöglichen Termin, und halte den auch immer ein. Wenn's schneller gehen muss, lehne ich ab. Nicht selten landet dann der "Schnellschuss" zur Korrektur doch wieder bei mir.

Eine solche Arbeitseinstellung kann man sich als Beamter oder Angestellter leisten, als Selbstständiger aber nicht.


Mal abgesehen davon, dass diese klischeehafte Verallgemeinerung eine Frechheit gegenüber all den Beamten und Angestellten ist, die ihre Arbeit gut und effizient erledigen, so kann man sich als Selbstständiger nur diese Einstellung leisten. Nämlich termingerecht beste Qualität zu liefern. Nicht so schnell wie möglich. Nicht jederzeit. Aber konstant.


 
opolt
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@Richard: Realitätsferne Vorstellungen Aug 5, 2011

[quote]Cetacea wrote:

Richard Schneider wrote:


Eine solche Arbeitseinstellung kann man sich als Beamter oder Angestellter leisten, als Selbstständiger aber nicht.


Mal abgesehen davon, dass diese klischeehafte Verallgemeinerung eine Frechheit gegenüber all den Beamten und Angestellten ist, die ihre Arbeit gut und effizient erledigen, so kann man sich als Selbstständiger nur diese Einstellung leisten. Nämlich termingerecht beste Qualität zu liefern. Nicht so schnell wie möglich. Nicht jederzeit. Aber konstant.


Dem schließe ich mich an.

Mit der Realität von Beamten hat Richards obige Charakterisierung nicht das Geringste zu tun, mit der von Übersetzern noch weniger, nichtmal als schlechte Karikatur. Vielmehr muss man wohl von diesen Aussagen auf die Haltung des Sprechers, also auf Richard schließen. Der sarkastische Ton lässt tief blicken -- neu ist das alles allerdings nicht.

Richard, wenn deine obigen Äußerungen auch nur annähernd deine wirkliche Meinung wiedergeben, dann ist es klar, dass du oft niemanden erreichen kannst. Höchste Zeit für die Revision ideologisch festgefahrener Vorstellungen auf deiner Seite!

[Edited at 2011-08-05 10:25 GMT]

[Edited at 2011-08-05 10:43 GMT]

[Edited at 2011-08-05 10:47 GMT]


 
opolt
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E-Mail-Benachrichtigung u.a. Aug 5, 2011

Um zum Thema zurückzukehren, wollte ich noch erwähnen, dass es die Möglichkeit gibt, bei einer empfangenen E-Mail eine SMS verschicken zu lassen, das funktioniert auch bei einem ganz gewöhnlichen Funktelefon -- kein Smartphone erforderlich.

Bei meinem Internet-Anbieter hier in Berlin gibt es diese Möglichkeit, und ich erinnere mich auch, sie letztens bei GMX gesehen zu haben. Das läuft evtl. unter verschiedenen Bezeichnungen und muss natürlich erst aktiviert werden.
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Um zum Thema zurückzukehren, wollte ich noch erwähnen, dass es die Möglichkeit gibt, bei einer empfangenen E-Mail eine SMS verschicken zu lassen, das funktioniert auch bei einem ganz gewöhnlichen Funktelefon -- kein Smartphone erforderlich.

Bei meinem Internet-Anbieter hier in Berlin gibt es diese Möglichkeit, und ich erinnere mich auch, sie letztens bei GMX gesehen zu haben. Das läuft evtl. unter verschiedenen Bezeichnungen und muss natürlich erst aktiviert werden.

Muss man darauf wirklich per E-Mail antworten, kann man ja zur Not in einen Internet-Shop gehen. Das funktioniert natürlich nur in den Innenbezirken der großen Städte.

Schließlich kann man von einigen Orten Faxe verschicken (Copyshops etc.). Freilich befindet sich das Fax als Kommunikationsmittel auf dem absteigenden Ast, aber zur Not geht es meist.

Nicht sosehr wegen der Anfragen von Kunden, sondern eher wegen der pünktlichen Lieferung von Dateien habe ich persönlich diese Möglichkeiten außerhalb meines Heimbüros immer im Hinterkopf, falls mal alle Stricke reißen. Z.B. Strom- oder Festnetzausfall in einem ganzen Stadtbezirk ist während der Sommermonate (Blitzeinschlag!) gar nicht so ungewöhnlich.

[Edited at 2011-08-05 10:40 GMT]
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René Stranz-Nikitin
René Stranz-Nikitin  Identity Verified
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Schnelle Antwort ja, aber um würdige Konditionen zu erreichen! Aug 6, 2011

Hallo,

der hiesige Faden ging mir heute auf unserem allwöchentlichen Familienausflug noch so durch den Kopf und ich würde gern Folgendes hinzusetzen:

Ja, ich beantworte Anfragen per E-Mail schnellstmöglich auch außer Haus auf meinem HTC Touch Pro2 mit mobilem Internetzugang (ich bin kein Dolmetscher). Aber ich tue es nicht, um unterwürfig zu sein, mich anzubiedern. Meine Preise für Fachtexte mit durchschnittlichem Schwierigkeitsgrad stehen zu einem bestimmten Zeit
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Hallo,

der hiesige Faden ging mir heute auf unserem allwöchentlichen Familienausflug noch so durch den Kopf und ich würde gern Folgendes hinzusetzen:

Ja, ich beantworte Anfragen per E-Mail schnellstmöglich auch außer Haus auf meinem HTC Touch Pro2 mit mobilem Internetzugang (ich bin kein Dolmetscher). Aber ich tue es nicht, um unterwürfig zu sein, mich anzubiedern. Meine Preise für Fachtexte mit durchschnittlichem Schwierigkeitsgrad stehen zu einem bestimmten Zeitpunkt für alle Agenturkunden absolut fest, alle meine Agenturkunden kennen diese und Agenturneukunden können sie jederzeit auf meiner Website nachlesen. An Rückwärtsauktionen wie der auf ProZ.com nehme ich generell nicht teil, darauf hat auch mein HTC Touch Pro2 keinen Einfluss. Das schon einmal zum Thema, ob ich mich in irgendeiner Weise gegen meine Kollegen ausspielen lasse. Das wird niemandem gelingen, denn niemand bekommt von mir einen "best price" (jetzt habe ich dieses Ekel von Wort gebraucht, ich glaube mir wird gleich schlecht).

Ich benutze den Pocket-PC dazu, dass Kommunikation effizient bleibt, auch wenn wir unsere Aufträge schlecht per Telefon absprechen können, weil wir die Ausgangstexte ja schließlich sehen und das Angebot erstellen müssen. Ich würde mich, ehrlich gesagt, eher selbst belastet fühlen, wenn ich mich zuerst 5 Stunden mit dem Gedanken tragen müsste, was ich denn nun in das Angebot schreibe, danach 5 Stunden auf die Antwort der Agentur warten müsste, um danach noch 5 Stunden lang zu entscheiden, ob ich den Auftrag nun annehme oder nicht. Solche Stolzheitsfristen würden nur meine eigene Zeit verschwenden.

Außerdem male ich mir natürlich bei guten, mich nicht unter sinnlosen Zeitdruck setzenden Kunden aus, dass ich um so mehr Zeit für die Übersetzung haben werde, je früher die Formalitäten so weit vorangetrieben wurden, dass ich den Auftrag annehmen kann.

Als die Handys nur Quatschen und SMS konnten, hatte ich eine ähnliche Aversion gegen den Mobilfunk, wie sicherlich all die Kollegen, die schnelles Antworten hier völlig ablehnen. Oftmals habe ich den PMs damals lakonisch geantwortet, dass sie wohl am liebsten hätten, dass ich die Übersetzung auf der primitiven Telefontastatur wie eine SMS eintippe (1 Zeichen = 3-4 Anschläge).

Seit ca. 2005 habe ich diesen meinen damaligen Standpunkt einer gründlichen Umbewertung unterzogen. Heute kann man in Pocket-PCs außer der OCR fast alles machen, was zur Angebotsabgabe und Auftragsannahme nötig ist. Mein HTC Touch Pro2 entlastet meinen Kopf, da damit auch ich (nicht nur die Agentur) die Anfrage schneller in die richtige Schublade bekomme und ich meine Arbeitszeit so besser planen und damit auch ausgeruhter und besser übersetzen kann.

Zur Beantwortung von Anfragen während der Arbeit an einer Übersetzung: Ich denke, auch hier wirkt der oben beschriebene Effekt - je schneller man weiß, was man von einer Anfrage zu erwarten hat, desto mehr Ruhe hat man für die laufende Arbeit, d. h. die Anfrage lenkt dann nicht ab, bohrt nicht im Hinterkopf. Der Umstand, dass man mittendrin mal 5 Minuten etwas anderes macht, dürfte wohl nur eine untergeordnete Rolle für die Qualität meiner Arbeit spielen. Solange man Herr der Terminologie der laufenden Übersetzung ist, kommt man auch ganz schnell wieder rein. Andererseits habe auch ich letzte Woche zwei eilige Kleckeraufträge in einer offensichtlich Stoßzeit für schlechter zahlende Agenturen (von denen ich praktisch generell keine Aufträge annehme) abgelehnt, als ich an einem gut bezahlten großen Fisch arbeitete, den ich ganz bestimmt nicht unterbrechen wollte. Da wollte ich mich tatsächlich nicht aus dem Kontext reißen lassen. Es müssen einfach nur die Prioritäten klar sein. Die schnelle Beantwortung einer E-Mail reißt mich normalerweise noch nicht aus dem Kontext.

Ich habe noch nie für Richards Agentur übersetzt, hatte auch noch keine Anfragen von ihm und weiß also nicht, was er so zahlt und warum er über spätes Antworten einiger Kollegen mit Status klagt. Da kann ich leider nur spekulieren und das möchte ich eigentlich nicht. Ich schließe aber bestimmt nicht aus, dass es Übersetzer mit überzogenem Selbstbewusstsein gibt.

René Stranz-Nikitin
www.uersn.de

[Edited at 2011-08-06 21:34 GMT]
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Richard Schneider (X)
Richard Schneider (X)  Identity Verified
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Wo liegen die Ursachen für das wirtschaftliche Scheitern vieler Übersetzer? Aug 7, 2011

kein Übersetzer kann dir ein vernünftiges Angebot machen, bevor er den Text nicht gesehen hat


Nicole, das versteht sich doch von selbst. Jeder, dem ich einen Übersetzungsauftrag anbiete, erhält den Ausgangstext zur Ansicht und kann dann immer noch ablehnen. Ich bin aber nicht bereit, fünf Stunden auf eine Antwort zu warten.

Ich weiß gar nicht, warum du hier ständig versuchst, mich mit den schlecht und spät zahlenden Großagenturen der Schnell-und-schlampig-Fraktion und deren zweifelhaften Geschäftspraktiken in Verbindung zu bringen. Meinen Laden findest du genau am anderen Ende der Skala.

Ich finde es interessant, dass ihr einerseits die von mir beschriebene Beamtenmentalität (oder anders ausgedrückt die mangelnden Unternehmerfähigkeiten und die fehlende Kundenorientierung) vieler Einzelübersetzer ausdrücklich bestätigt, euch andererseits aber dagegen wehrt, so charakterisiert zu werden.

Wo liegen denn eurer Ansicht nach die Ursachen für das niedrige Durchschnittseinkommen der Übersetzer? Warum können so viele vom Übersetzen allein nicht oder nur mehr schlecht als recht leben? Was machen diejenigen Übersetzer falsch, die es nicht schaffen, sich in einem (zumindest im Vergleich zu anderen Branchen) boomenden Markt eine Existenz aufzubauen? Es kann doch nicht nur an den bösen Übersetzungsbüros liegen.

Und warum werden hier im Forum eigentlich immer ausgerechnet die wirtschaftlich erfolgreichen Übersetzer niedergemacht, die doch nur versuchen, den anderen mit Tipps zu helfen?


[Bearbeitet am 2011-08-08 02:42 GMT]


 
opolt
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Heftige Anwürfe führen nicht weiter Aug 7, 2011

Richard Schneider wrote:

...

Ich finde es interessant, dass ihr einerseits die von mir beschriebene Beamtenmentalität (oder anders ausgedrückt die mangelnden Unternehmerfähigkeiten und die fehlende Kundenorientierung) vieler Einzelübersetzer ausdrücklich bestätigt, euch andererseits aber dagegen wehrt, so charakterisiert zu werden.

Wo liegen denn eurer Ansicht nach die Ursachen für das niedrige Durchschnittseinkommen der Übersetzer? Warum können so viele vom Übersetzen allein nicht oder nur mehr schlecht als recht leben? Was machen diejenigen Übersetzer falsch, die es nicht schaffen, sich in einem (zumindest im Vergleich zu anderen Branchen) boomenden Markt eine Existenz aufzubauen? Sind eure Lieblingsfeinde, die bösen Übersetzungsbüros, daran schuld?

...



Für mich ist es keine Frage der individuellen Schuld, von Ausnahmen abgesehen. Im wesentlichen (nicht überall) liegt der Grund in den Marktgesetzmäßigkeiten. Dieselben Marktzwänge und -anreize, die dich, Richard, wenn ich dich richtig verstanden habe, veranlasst haben, nunmehr als Agentur und nicht mehr als Einzelkämpfer aufzutreten. Aber das ist eigentlich ein Thema für einen anderen Thread.

Damit, dass man alles auf die Eigenschaften einzelner Menschen zurückführt, macht man es sich allzu einfach. Zumal wenn es in einem solchen Ton geschieht -- und das war, was mich betrifft, zuletzt der Hauptpunkt.

Nicht alle, aber die meisten Übersetzer arbeiten sehr hart. Und es ist übrigens ganz und gar unwahrscheinlich, dass demnächst die Mehrzahl der Agenturen das Gros ihrer Arbeit durch fest angestellte Übersetzer erledigen lassen wird. Das wäre wirtschaftlich nicht gerade sinnvoll für sie. Daher werden die meisten Agenturen auch in Zukunft auf die Situation stoßen, dass Übersetzer einmal nicht zur Verfügung stehen. Die Frage ist dann, wie man sie behandelt. Drängt der Kunde auf schnelle Erledigung, hat man keine Wahl. Warum aber dann den Übersetzer ein für allemal fallenlassen und ihn als "Schlafmütze" verhöhnen? Eine Sache ist es, den Zwängen zu gehorchen. Eine andere, unnötige Härte walten zu lassen. Dann soll man sich nicht wundern, dass sich die Fronten verhärten.

Vor vielen Jahren hatte ich eine krasse Umzugsgeschichte zu bewältigen, mit einem Riesen-Renovierungsaufwand. Ich war gerade dabei, den letzten Kram runterzuschleppen und war verstaubt, außer Atem, als ich ein letztes Mal in die Wohnung hochkam. Man wird mir vielleicht nicht glauben, aber so war es: Da stand noch das Telefon, sonst nichts. Gerade wollte ich es abklemmen, da klingelte es. Eine große deutsche Agentur, ich hatte bereits ein-, zweimal für sie gearbeitet, auf dem Gebiet der Wärmekraftwerke, wo ich mich sehr gut auskenne. Man habe einen Auftrag für mich. Ich lehnte wortreich ab, mit der Begründung, ich sei derzeit und die nächsten Wochen sehr beschäftigt mit meinem Umzug. Man solle doch bei Gelegenheit wieder einmal an mich denken. Entschuldigung und auf Wiederhören. Danach hatte ich 6 oder 8 Wochen mit der neuen Wohnung zu tun, die in einem viel schlechteren Zustand war als gedacht. Zum Schluss war ich natürlich pleite. Von der Agentur habe ich nie wieder etwas gehört.

[Edited at 2011-08-07 18:10 GMT]

[Edited at 2011-08-07 18:23 GMT]

[Edited at 2011-08-08 07:32 GMT]


 
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