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Schnelles Reagieren auf Anfragen
Thread poster: Nils Kohlmann
Manticore (X)
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Es gibt keine festen Regeln Jul 18, 2011

Wenn jemand kein Handy benutzen will - gut. Wenn jemand trommeln will - gut (muss ich auch manchmal, wenn es wieder einmal einen Stromausfall in Südafrika gibt). Wenn jemand nicht erreichbar sein will- auch gut.

Für einen bestimmten Kunden muss ich erreichbar sein, also bin ich erreichbar. Dafür habe einige Vorkehrungen treffen müssen: UPS (viele Südafrikaner haben sogar Generatoren zuhause) , 3G als Ersatz für DSL (manchmal kann man auch hier keinen DNS Server finden), Ersat
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Wenn jemand kein Handy benutzen will - gut. Wenn jemand trommeln will - gut (muss ich auch manchmal, wenn es wieder einmal einen Stromausfall in Südafrika gibt). Wenn jemand nicht erreichbar sein will- auch gut.

Für einen bestimmten Kunden muss ich erreichbar sein, also bin ich erreichbar. Dafür habe einige Vorkehrungen treffen müssen: UPS (viele Südafrikaner haben sogar Generatoren zuhause) , 3G als Ersatz für DSL (manchmal kann man auch hier keinen DNS Server finden), Ersatz-PC, Ersatz-Laptop, Ersatz-Handy usw. Das sind keine Ausgaben, das sind Investitionen.

Wenn man aber hauptsächlich für den Vatikan übersetzt, kann man sich das alles sparen.
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Verena Schmidt (X)
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Blackberry o.ä. Aug 3, 2011

Macht das Leben einfach leichter

Ich weiß nicht, wie oft ich mir schon in Cafés, im Auto als Beifahrer oder am Strand mit 2 Minuten Getippsel den nächsten Auftrag gesichert habe. Das hat mich bisher nicht wirklich gestresst.

Ich finde es schon enorm wichtig, zumindest während der üblichen Bürozeiten schnell auf Anfragen zu reagieren. Auch ich habe schon Übersetzer von der Liste gestrichen, weil mir
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Macht das Leben einfach leichter

Ich weiß nicht, wie oft ich mir schon in Cafés, im Auto als Beifahrer oder am Strand mit 2 Minuten Getippsel den nächsten Auftrag gesichert habe. Das hat mich bisher nicht wirklich gestresst.

Ich finde es schon enorm wichtig, zumindest während der üblichen Bürozeiten schnell auf Anfragen zu reagieren. Auch ich habe schon Übersetzer von der Liste gestrichen, weil mir die Antworten einfach zu lange gedauert haben.

@Nils: Lass dich nicht von der Technik abschrecken, die meisten Smartphones sind in 5 Minuten eingerichtet.
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Nicole Schnell
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In memoriam
Das ist so eine Sache mit der ständigen Erreichbarkeit Aug 4, 2011

Und ob das eigentlich eine gute Idee ist, mal so eigenwerbungstechnisch in den Raum gestellt.

Das kommt ein wenig auf den Kundentyp an, mit dem du zu tun haben möchtest.

Auch wenn du erst frisch in die Übersetzerei einsteigst und heftig dabei bist, dir einen Kundenstamm aufzubauen: Einen Anruf mit Hintergrundlärm zu beantworten oder im Supermarkt zwischen Gemüse und Tiefkühlfisch eine E-Mail hinzukritzeln, ist aus professioneller Sicht nicht so der Hit. Wie heiß
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Und ob das eigentlich eine gute Idee ist, mal so eigenwerbungstechnisch in den Raum gestellt.

Das kommt ein wenig auf den Kundentyp an, mit dem du zu tun haben möchtest.

Auch wenn du erst frisch in die Übersetzerei einsteigst und heftig dabei bist, dir einen Kundenstamm aufzubauen: Einen Anruf mit Hintergrundlärm zu beantworten oder im Supermarkt zwischen Gemüse und Tiefkühlfisch eine E-Mail hinzukritzeln, ist aus professioneller Sicht nicht so der Hit. Wie heißt es so schön? "You never get a second chance to make a first impression". Kunden wollen sich wichtig fühlen und nicht abgefertigt wie Laufkundschaft.

Kunden, die Aufträge nach dem Motto "First come - first serve" verteilen, sollten ohnehin ganz unten auf der Liste stehen. Schließlich hat der potenzielle Neukunde DEIN Profil oder DEINE Website gesehen und ist aufgrund DEINER Qualifikationen an einer Zusammenarbeit interessiert. Profi-Übersetzer sind üblicherweise ständig ausgebucht und kein Mensch erwartet, dass die mitten im Satz wie das Telefonfräulein vom Dienst ans Telefon springen. Das sieht nämlich so aus, als hättest du sonst nichts zu tun. Ich kenne Kollegen, die E-Mails aus Prinzip erst nach fünf Stunden beantworten.
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Nicole Schnell
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In memoriam
Nachtrag: Erreichbarkeit Aug 4, 2011

Dafür gibts Anrufbeantworter, Voice Mail, Mail Box und was weiß ich. Als Übersetzer bist du grundsätzlich der Chef deines Büros, und beim Chef platzt man nicht einfach ins Zimmer.

Ich gehöre auch zu den absichtlichen Spät-Beantwortern. Erstaunlich: Meistens höre ich Kommentare von Neukunden nach 6 Stunden wie "Thank you for your quick reply", nach 8 oder 12 Stunden von regelmäßigen Kunden: "I knew you would pop up at some time ...
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Dafür gibts Anrufbeantworter, Voice Mail, Mail Box und was weiß ich. Als Übersetzer bist du grundsätzlich der Chef deines Büros, und beim Chef platzt man nicht einfach ins Zimmer.

Ich gehöre auch zu den absichtlichen Spät-Beantwortern. Erstaunlich: Meistens höre ich Kommentare von Neukunden nach 6 Stunden wie "Thank you for your quick reply", nach 8 oder 12 Stunden von regelmäßigen Kunden: "I knew you would pop up at some time ", oder von neuen Anbietern von wirklich großen Projekten nach 12 oder mehr Stunden: "Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort."

Richtige Übersetzerjobs werden nicht verteilt, indem man sie wie einen Knochen einer Meute Hunde vorwirft. Eine Wartezeit hilft dir auch, Kunden nach ihrer Qualität zu selektieren. Komischerweise warten Kunden auch nicht freudig hechelnd darauf, dir endlich innerhalb von Minuten deine Rechnung bezahlen zu dürfen, oder?
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Cetacea
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Genauso sehe ich das auch Aug 4, 2011

Nicole Schnell wrote:
Einen Anruf mit Hintergrundlärm zu beantworten oder im Supermarkt zwischen Gemüse und Tiefkühlfisch eine E-Mail hinzukritzeln, ist aus professioneller Sicht nicht so der Hit.


Vor allem punkto Vertraulichkeit. Einer meiner Kunden fand auch einmal, im Zeitalter der Handys bzw. Blackberries müsste ich ständig überall erreichbar sein. Daraufhin fragte ich ihn, ob er wirklich möchte, dass ich seine manchmal recht heiklen Aufträge mitten auf der Strasse oder im Zug diskutiere, wo jeder mithören kann, oder dass seine Mails auf einem Gerät landen, dass ziemlich leicht verloren gehen kann? Seither muss ich auch für ihn (wieder) nicht mehr ständig erreichbar sein...

Kunden, die Aufträge nach dem Motto "First come - first serve" verteilen, sollten ohnehin ganz unten auf der Liste stehen.


Dem ist nichts hinzuzufügen.

Profi-Übersetzer sind üblicherweise ständig ausgebucht und kein Mensch erwartet, dass die mitten im Satz wie das Telefonfräulein vom Dienst ans Telefon springen. Das sieht nämlich so aus, als hättest du sonst nichts zu tun. Ich kenne Kollegen, die E-Mails aus Prinzip erst nach fünf Stunden beantworten.


Einer meiner Kollegen fügt seine Mails eine Signatur hinzu, die besagt, dass er seine Nachrichten grundsätzlich nur dreimal am Tag abruft. Weil er sonst nicht zum Arbeiten kommt. So weit gehe ich nicht, aber zu den "absichtlichen Spätbeantwortern" gehöre ich auch, und habe damit dieselben Erfahrungen gemacht wie Nicole.


 
Nicole Schnell
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In memoriam
Auch die Kunden. Aug 4, 2011

Cetacea wrote:

Einer meiner Kollegen fügt seine Mails eine Signatur hinzu, die besagt, dass er seine Nachrichten grundsätzlich nur dreimal am Tag abruft. Weil er sonst nicht zum Arbeiten kommt. .


Die Signatur eines meiner Kunden lautet:

"Mental sanity alert!
E-mails will be opened only a few times a day (no constant checking).
In case of emergencies or extra-rushes only, please call to alert us
about your incoming e-mail. Thank you for understanding.

³Be moderate in everything, including moderation.²
Horace Porter"


Find ich gut.


 
Stefan Blommaert
Stefan Blommaert
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Genehmigt! Aug 4, 2011

Nicole Schnell wrote:


Kunden, die Aufträge nach dem Motto "First come - first serve" verteilen, sollten ohnehin ganz unten auf der Liste stehen. Schließlich hat der potenzielle Neukunde DEIN Profil oder DEINE Website gesehen und ist aufgrund DEINER Qualifikationen an einer Zusammenarbeit interessiert. Profi-Übersetzer sind üblicherweise ständig ausgebucht und kein Mensch erwartet, dass die mitten im Satz wie das Telefonfräulein vom Dienst ans Telefon springen. Das sieht nämlich so aus, als hättest du sonst nichts zu tun. Ich kenne Kollegen, die E-Mails aus Prinzip erst nach fünf Stunden beantworten.


Sorry for writing in EN; mein geschriebenes Deutsch is ja schrecklich!

I couldn't agree more with Nicole.....There is even worse; automated systems where you can bid on a translation, mentioning that the company thinks that the translation can be carried out for an amount of ### (always at a ridiculously low rate, by the way)....Have tried that a couple of times (out of curiousity) and even when really "jumping to the occasion"....I didn't succeed in getting the job. If I want a lottery, I will buy a ticket!

I have also resorted to reading mail only at the beginning of the working day, before lunch, and before stopping work. People who are important have my mobile number and can - if there is something really dramatic going on - warn me about an incoming mail.


 
Richard Schneider (X)
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Ich bin gerne ständig erreichbar Aug 4, 2011

Einen Anruf mit Hintergrundlärm zu beantworten ... ist aus professioneller Sicht nicht so der Hit.


Doch, das ist professionell. Denn dem Kunden ist es lieber, er bekommt von dir schnell eine Rückmeldung mit Hintergrundlärm als über Stunden hinweg gar keine. Ich habe schon Aufträge in der Saunalandschaft von Schwimmbädern entgegengenommen und weitervermittelt. Warum nicht? Jeder Anruf und jede E-Mail sind bares Geld wert.

Ich kenne Kollegen, die E-Mails aus Prinzip erst nach fünf Stunden beantworten.


Ich auch. Und ich liebe sie dafür, weil sie für BlackBerry-Nutzer wie mich keine Konkurrenz darstellen.

"E-mails will be opened only a few times a day." Finde ich gut.


Die allgemeine Schlafmützigkeit der meisten Kollegen finde ich ebenfalls gut. Denn dadurch wird ein BlackBerry zum echten Wettbewerbsvorteil.

Wenn ich selbst eine Auftragsanfrage an einen freien Mitarbeiter schicke, warte ich höchstens eine Stunde auf die Rückmeldung, ob er den Auftrag übernehmen kann. Habe ich bis dahin nichts gehört, rufe ich ihn an. Wenn ich ihn telefonisch nicht erreiche, bekommt den Auftrag jemand anders.

Ich finde nicht, dass das ständige Erreichbarsein durch Smartphones mit Push-E-Mail Stress verursacht. Ganz im Gegenteil: Die Gewissheit, nichts zu verpassen, beruhigt. Wenn ich hingegen einmal einen halben Tag lang keinen Telefon- und E-Mail-Zugang habe, macht mich das richtig nervös.


[Bearbeitet am 2011-08-04 10:32 GMT]


 
Nicole Schnell
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In memoriam
Der kleine Unterschied. Aug 4, 2011

Richard Schneider wrote:
Doch, das ist professionell. Denn dem Kunden ist es lieber, er bekommt von dir schnell eine Rückmeldung mit Hintergrundlärm als über Stunden hinweg gar keine. Ich habe schon Aufträge in der Saunalandschaft von Schwimmbädern entgegengenommen und weitervermittelt. Warum nicht? Jeder Anruf und jede E-Mail sind bares Geld wert.

Ich auch. Und ich liebe sie dafür, weil sie für BlackBerry-Nutzer wie mich keine Konkurrenz darstellen.

Die allgemeine Schlafmützigkeit der meisten Kollegen finde ich ebenfalls gut. Denn dadurch wird ein BlackBerry zum echten Wettbewerbsvorteil.



Anrufe zu beantworten, ist aber dein Job. Laut Profil ist es auch dein Job, neue Aufträge an Land zu ziehen, selbst wenn du gerade nackig bist. Dann vergibst du die Jobs an Übersetzer. Und der Übersetzer soll dann das laufende Projekt für die Konkurrenz unterbrechen und alles stehen und liegen lassen, weil dein Job wichtiger ist? Nee, so läuft das nicht, kicher.


 
Richard Schneider (X)
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Wettbewerbsvorteil? Nicht mehr lange. Aug 4, 2011

Und der Übersetzer soll dann das laufende Projekt für die Konkurrenz unterbrechen und alles stehen und liegen lassen?


Nein, er soll mir nur zügig mitteilen, ob und zu welchen Konditionen er den Auftrag übernehmen möchte, damit die Abläufe nicht unnötig verzögert werden. Ich zwinge doch niemanden, Übersetzungsaufträge anzunehmen. Über ein schnelles Nein freue ich mich ebenfalls, denn dann kann ich gleich einen anderen Kollegen fragen.

Einige freiberufliche Übersetzer haben bereits begriffen, dass sie sich durch Push-E-Mail-Systeme wie die von BlackBerry einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffen können. Mit solchen Kollegen kann man ähnlich schnell und reibungslos zusammenarbeiten als ob sie ein paar Zimmer weiter auf derselben Etage säßen.

Wer mit dem Gedanken spielt, das ebenfalls zu nutzen, sollte sich beeilen. Denn in einigen Jahren werden das alle so machen - dann ist der Wettbewerbsvorteil dahin.


 
Nicole Schnell
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In memoriam
Na, da bin ich mir nicht so sicher. Aug 4, 2011

Richard Schneider wrote:

Und der Übersetzer soll dann das laufende Projekt für die Konkurrenz unterbrechen und alles stehen und liegen lassen?


Nein, er soll mir nur zügig mitteilen, ob und zu welchen Konditionen er den Auftrag übernehmen möchte, damit die Abläufe nicht unnötig verzögert werden. Ich zwinge doch niemanden, Übersetzungsaufträge anzunehmen. Über ein schnelles Nein freue ich mich ebenfalls, denn dann kann ich gleich einen anderen Kollegen fragen.

Einige freiberufliche Übersetzer haben bereits begriffen, dass sie sich durch Push-E-Mail-Systeme wie die von BlackBerry einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffen können. Mit solchen Kollegen kann man ähnlich schnell und reibungslos zusammenarbeiten als ob sie ein paar Zimmer weiter auf derselben Etage säßen.

Wer mit dem Gedanken spielt, das ebenfalls zu nutzen, sollte sich beeilen. Denn in einigen Jahren werden das alle so machen - dann ist der Wettbewerbsvorteil dahin.



Wer einen bestimmten Übersetzer bucht, kauft dessen fachliches Knowhow, Tonnen an Berufserfahrung und einen bestimmten Stil. Mitunter habe ich das Gefühl, dass es bei der Auswahl von Unterhosen wählerischer zugeht als bei der Auswahl von Fachleuten. Na, wer eben als kleine Firma ALLE Sprachen der Welt anbietet...


 
opolt
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Je nachdem Aug 4, 2011

Ich persönlich nehme eine Mittelposition irgendwo zwischen Nicole und Richard ein :-]

Wer hauptsächlich als Auftraggeber auftritt, muss die Sache natürlich oft schnell vom Tisch bekommen, um die Hände frei zu haben für die nächste Anfrage usw. (ganz abgesehen davon, dass bestimmte Projekte eben nun mal schnell erledigt werden müssen). Jeder muss natürlich für sich selbst entscheiden, ob es lohnender ist, erstmal gründlich nach einem geeigneten Kandidaten zu suchen (den man
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Ich persönlich nehme eine Mittelposition irgendwo zwischen Nicole und Richard ein :-]

Wer hauptsächlich als Auftraggeber auftritt, muss die Sache natürlich oft schnell vom Tisch bekommen, um die Hände frei zu haben für die nächste Anfrage usw. (ganz abgesehen davon, dass bestimmte Projekte eben nun mal schnell erledigt werden müssen). Jeder muss natürlich für sich selbst entscheiden, ob es lohnender ist, erstmal gründlich nach einem geeigneten Kandidaten zu suchen (den man sich dann vielleicht auch für später "aufhebt") und sich dann an dessen Fersen zu heften, oder lieber mehrere Leute nacheinander oder gleichzeitig "abzuklappern". Man hat allerdings den Eindruck, dass sich das mit der "Schnelligkeit", "Dringlichkeit" usw. zum Teil verselbständigt hat -- ich habe schon öfters Fälle gesehen, wo sich am Ende herausstellte, dass es gar nicht so dringend gemeint war ...

Und so wie mit der Schnelligkeit auch bei der Genauigkeit: Würde ich alle Anfragen sofort schriftlich beantworten, die mich allein über ProZ als E-Mail erreichen, käme ich zu gar nix mehr :-] Das musste ich mir ganz schnell abgewöhnen. Zumindest hier auf ProZ kann man beobachten, dass einige Agenturen sehr achtlos sind in der Auswahl ihrer Übersetzer. Zum Beispiel werden nur in den allerseltensten Fällen wirklich die Auswahlkriterien genutzt, die zur Verfügung stehen. Generell hat man den Eindruck, es wird mit "Schrot geschossen". Die ganze Informationstechnologie scheint oft nur dazu verwendet zu werden, um einen Auftrag einem großen Publikum bekannt zu machen -- weniger, um einen wirklich geeigneten Übersetzer zu finden. Nur wenige scheinen ihre Riesen-Übersetzerdatenbanken wirklich sinnvoll zu nutzen.

Ob mit dem ganzen Aufwand wirklich in letzter Instanz immer eine finanzielle, Zeit- oder Arbeitsersparnis auf Seiten der Agentur (und ein Nutzen für den Endkunden) verbunden ist, sei dahingestellt. Im ersteren Fall muss man mehrere Anrufe/Anfragen nacheinander abwickeln, im letzteren Fall unter dutzenden von Bewerbern aussortieren. Meine Beobachtung ist zumindest, dass durch diese Hektik und Wahllosigkeit nicht unerhebliche Reibungsverluste entstehen, und zwar auf beiden Seiten.

Wie auch immer, der allergrößte Teil der eigentlichen Arbeit wird (nicht zufällig) von allein arbeitenden Freischaffenden geleistet. Und die sind nun mal Menschen. Sie schlafen (in verschiedenen Zeitzonen), essen, gehen auf Toilette und werden manchmal krank oder fühlen sich nicht so wohl; sie haben Kinder und vielleicht auch die eine oder andere kleine Macke. Abgesehen davon, dass, wie sich herausgestellt hat, das Multitasking diese Menschen ganz und gar nicht effizienter macht, im Gegentum :-]

(Meine Privatkunden haben übrigens meist nicht das geringste Problem damit, wenn ich nicht sofort antworte, außer vielleicht wenn der Kontakt gerade erst hergestellt wird. Sie erwarten eine gewisse "Konsistenz" und Verlässlichkeit, aber ansonsten wissen sie, dass ich, von Ausnahmen abgesehen, immer für sie arbeiten kann ...)

Auf der anderen Seite kann sich wohl langfristig niemand entziehen, vor allem wenn neue Technologien auf den Plan treten. Das war schon beim Auftauchen des Funktelefons zu beobachten. Es dauert zwar immer eine gewisse Zeitspanne, bis sich ein wirklich sinnvoller Umgang mit der neuen Technik einpegelt (am Anfang ist es oft die Technik um der Technik willen), aber klar, wenn sie existiert und nützlich ist, wird erwartet, dass man sie verwendet. Und dann bürgert sich eben eine gewisse Schnelligkeit ein, das ist für mich ok. Seine E-Mail auf das mobile Gerät weiterzuleiten, das macht schon Sinn, finde ich -- zumindest um kurz abzuchecken, dass gerade nichts Interessantes dabei ist :-] Und letztlich wird man damit auch wieder ein bisschen unabhängiger vom Heimbüro, wo einem manchmal schon die Decke auf den Kopf fällt ...

Wie auch immer, bei mir ist es schon so, dass wenn ich mich entschließe, überhaupt zu antworten, dann lieber eher als später.

[Edited at 2011-08-04 16:44 GMT]
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Richard Schneider (X)
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Kunden sind treu, ziehen aber gut kommunizierende Übersetzer vor Aug 4, 2011

Wer einen bestimmten Übersetzer bucht, kauft dessen fachliches Knowhow, Tonnen an Berufserfahrung und einen bestimmten Stil.


Überschätzt euch da mal nicht. Die meisten Kunden wenden sich nur deshalb immer an denselben Übersetzer, weil sie keine anderen kennen oder nicht wissen, wo sie danach suchen sollen.

Und um beim Thema zu bleiben: Ein Kunde, der einmal an einen Übersetzer gerät, der innerhalb von Minuten auf E-Mails reagiert, wird nie wieder mit einer Schlafmütze zusammenarbeiten wollen, die nur dreimal am Tag ins Postfach schaut. Vorausgesetzt, die Übersetzungsqualität ist gleich.

So ein Wechsel kann schnell passieren. Zum Beispiel dann, wenn die Schlafmütze in Urlaub ist und ihre Kunden gezwungen sind, einen anderen Übersetzer zu beauftragen.


 
Richard Schneider (X)
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"Alle Sprachen" anzubieten, ist kein Problem, denn die Wirtschaft benötigt nur 10 Aug 4, 2011

wer eben als kleine Firma ALLE Sprachen der Welt anbietet...


Weltweit gibt es mehr als 6.000 Sprachen. In Deutschland sind gut 70 Sprachen für die Übersetzungsbranche halbwegs relevant (siehe www.uepo.de/2009/01/16 ).

In meinem Büro entfallen 99 % aller Übersetzungsaufträge auf 10 Sprachen (en 50 %, fr 20 %, es 10 %, it 5 %, ru 3 %, hu 3 %, nl 3 %, pl 2 %, pt 2 %, zh 1 %). Davon können wir zu dritt intern 6 Sprachen zumindest so abdecken, dass wir die muttersprachlichen Übersetzungen lektorieren können. Alle anderen rund 20 Sprachen, die so im Lauf eines Jahres verlangt werden, machen weniger als 1 % der Aufträge aus.

Es ist also überhaupt kein Problem, ALLE in Deutschland von Wirtschaftsunternehmen benötigten Sprachen anzubieten, denn das sind nur 10.

Wir haben zwar einen Kunden, der seine Übersetzungen in 24 Sprachen benötigt, aber das ist eine Ausnahme. Häufiger verlangt werden Übersetzungen in 7, 3 oder 2 Sprachen – in der Regel aber nur in eine.

Auch du kennst in den oben genannten wichtigsten Sprachen mit Sicherheit Kollegen, denen du eine Übersetzung anvertrauen könntest. Dass die meisten Freiberufler sich standhaft weigern, Aufträge von Direktkunden an Kollegen weiterzuvermitteln, ist mir bekannt. Verstehen kann ich es aber nicht. Denn man verschenkt dadurch Umsatz und Gewinn – an die verhassten Großagenturen.

Wer sollte besser in der Lage sein, für den Kunden einen passenden Übersetzer auszuwählen oder ihn direkt an einen Kollegen zu verweisen oder ihm zu zeigen, wo er den Übersetzer finden kann, den er sucht, als studierte, gut vernetzte Übersetzer mit jahrzehntelanger Berufserfahrung, wie sie sich unter anderem in diesem Forum tummeln?

Auch ich lehne Aufträge ab, manchmal sogar mehrere pro Tag. Nämlich dann, wenn Privatkunden Urkunden übersetzt haben wollen und wir diese nicht intern bearbeiten können, sondern weitervermitteln müssten – was sich einfach nicht lohnt.

Genauer gesagt lege dem Kunden nahe, sich an jemand anders zu wenden: "Natürlich könnten wir die Wolof-Übersetzung für Sie organisieren. Aber es ist für Sie viel preiswerter, wenn Sie sich unter www.bdue.de oder aus der Exotenliste des Verbands einen Wolof-Übersetzer selbst heraussuchen und sich direkt an diesen wenden." Und schon hat man jemanden glücklich gemacht und von dem eigenen Branchen-Know-how überzeugt. "Vielen Dank für den Tipp", lautet dann meist die Antwort.

Kommt die Anfrage nach einer beglaubigten Übersetzung hingegen von einem Unternehmen, nehmen wir den Auftrag immer an, weil später oft andere, lukrative Aufträge folgen.


 
opolt
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Schlafmütze? Aug 4, 2011

Lieber Richard, ich schätze deine Beiträge in den hiesigen Foren sehr und finde sie sehr stimulierend, auch wenn ich nicht immer übereinstimme -- und das meine ich ehrlich, ganz und gar ohne Ironie.

Aber "Schlafmütze" finde doch etwas problematisch, um es vorsichtig auszudrücken, zumal du sehr auf diesem Begriff insistierst.

Soll ich etwa meine obige Kritik an einigen "Marktteilnehmern" in ähnlich geringschätzige Worte kleiden? Ich glaube, das wäre nicht sinnvol
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Lieber Richard, ich schätze deine Beiträge in den hiesigen Foren sehr und finde sie sehr stimulierend, auch wenn ich nicht immer übereinstimme -- und das meine ich ehrlich, ganz und gar ohne Ironie.

Aber "Schlafmütze" finde doch etwas problematisch, um es vorsichtig auszudrücken, zumal du sehr auf diesem Begriff insistierst.

Soll ich etwa meine obige Kritik an einigen "Marktteilnehmern" in ähnlich geringschätzige Worte kleiden? Ich glaube, das wäre nicht sinnvoll.

Bleiben wir doch beim Thema: Die meisten (damit meine ich jetzt nur die Übersetzer, nicht die Agentur-Inhaber) sitzen ohnehin während der ganzen Zeit vor ihrem Bildschirm zu Hause. Also alles halb so wild. So ein Smartphone lohnt sich also nur in einigen Fällen, und meist auch nur für Leute, die hauptsächlich für Agenturen arbeiten. Und wenn man einen Dolmetsch-Einsatz hat, kann man soundso nicht drauf rumwischen, -tippen, meist nicht mal angucken das Ding. Von einem großen Wettbewerbsvorteil kann m.E. nicht die Rede sein.

Dein Bemühen um die schnelle Vergabe von Aufträgen in allen Ehren, vielleicht ist diese Haltung tatsächlich notwendig, das kann ich gar nicht beurteilen. Aber man sollte vielleicht eine vom Markt aufgezwungene, den menschlichen Gegebenheiten oft widersprechende Notwendigkeit auch nicht zur Tugend verklären. Klar muss es manchmal schnell gehen, was ist daran neu? Und wie gesagt, gelegentlich gilt auch das Umgekehrte, wonach einige Agenturen das ohnehin schon vorhandene Rauschen durch ihre (sagen wir mal) etwas übertriebene Beflissenheit noch verstärken; in diesem Rauschen ist zum Schluss oft kaum noch zu vernehmen, worum es denn nun eigentlich ging -- von der eigentlichen Arbeit oft ganz zu schweigen. So einen Fall hatte ich gerade übers Wochenende. Ob das von Souveränität auf Seiten der Agentur zeugt, will ich mal offenlassen ...

"Much ado about nothing", alles natürlich mit Hilfe modernster Kommunikationsmittel, so sieht es oft aus. Für eine Agentur mag die Devise "Zeit ist Geld" in vollem Maße gelten. Für den Übersetzer trifft sie aber nur bis zu einer bestimmten Grenze zu.
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