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Horror-Korrektor
Thread poster: Armine Kern
Thomas Pfann
Thomas Pfann  Identity Verified
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Kommunikation mit dem Korrektor Aug 17, 2010

Um wieder zum Ausgangsthema zurückzukommen: Ich denke, du solltest den Korrektor nicht unbedingt als deinen Gegner verstehen, sondern als Kollegen. Er arbeitet nicht gegen dich, sondern mit dir - und zwar mit dem gleichen Ziel: einen guten Text zu produzieren.

Du schreibst, es handelt es sich um ein großes Projekt. Arbeiten daran noch mehr Übersetzer? Wenn ja, verwundert es nicht, dass auch viele vermeintlich „unnötige“ Änderungen gemacht werden, da der Korrektor natürlich
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Um wieder zum Ausgangsthema zurückzukommen: Ich denke, du solltest den Korrektor nicht unbedingt als deinen Gegner verstehen, sondern als Kollegen. Er arbeitet nicht gegen dich, sondern mit dir - und zwar mit dem gleichen Ziel: einen guten Text zu produzieren.

Du schreibst, es handelt es sich um ein großes Projekt. Arbeiten daran noch mehr Übersetzer? Wenn ja, verwundert es nicht, dass auch viele vermeintlich „unnötige“ Änderungen gemacht werden, da der Korrektor natürlich die einzelnen Übersetzungen vereinheitlichen muss.

Dass der Korrektor die Ausgangssprache nicht versteht, ist zwar nicht gerade die Regel, aber meines Erachtens auch nicht weiter bedenklich - das kann dem Endergebnis sogar sehr zuträglich sein. Seine Aufgabe ist es ja, den deutschen Text zu lesen und ggf. „aufzupolieren“. Das geht mitunter besser, wenn man sich gar nicht erst vom Ausgangstext leiten lässt.

Wenn er die Ausgangssprache gar nicht versteht, liegt der Verdacht nahe, dass es sich womöglich um jemanden aus dem Unternehmen handelt (oder zumindest einen Branchenexperten). Wenn das der Fall ist, ist so manche Änderung vielleicht ebenfalls besser nachzuvollziehen. Immerhin hat jedes Unternehmen so seinen eigenen Jargon, den Außenstehende eben oft nicht so gut hinbekommen. Natürlich gibt es an der „Vertretung“ nichts auszusetzen, aber vielleicht ist der Begriff „Repräsentanz“ eben der Begriff, der unternehmensintern verwendet wird.

Und wie Erika ja schon ganz am Anfang gesagt hat: Der Korrektor streicht deine Sätze nicht aus Gehässigkeit durch, obwohl er nur ein Komma geändert hat, sondern das geschieht ganz automatisch in Word.

Ich weiß nicht, ob du persönlich Kontakt zum Korrektor hast oder nur über einen Dritten. In beiden Fällen wäre es vielleicht eine Idee, ihn kurz zu seinem Feedback zu befragen. Allerdings nicht als ein Zur-Rede-stellen im Sinne von „Was fällt Ihnen ein, an meiner Übersetzung so herumzukritteln“, sondern eher in der Richtung „Mir ist aufgefallen, dass Sie ziemlich viel geändert haben. Waren Sie denn so unzufrieden mit meiner Übersetzung? Gibt es Dinge, die ich anders machen sollte? Gibt es bestimmtes Referenzmaterial, das ich beachten sollte, von dem ich aber bislang gar nichts gewusst habe?“.

Natürlich ist es zuweilen frustrierend oder demotivierend, wenn man seine Übersetzung nach der Korrektur überhaupt nicht mehr erkennt, aber so etwas sollte man auch nicht zu persönlich nehmen. Es gibt viele Gründe dafür, dass der Korrektur Änderungen vornimmt - nicht immer heißt es, dass ihm die Übersetzung nicht gefällt. Und im Moment scheint ja auch gar nichts darauf hinzudeuten, dass der Kunde (oder der Korrektur) mit der gelieferten Qualität unzufrieden ist.

[Edited at 2010-08-17 17:58 GMT]
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Fernando Toledo
Fernando Toledo  Identity Verified
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Über Synonyme (möglicher Grund) Aug 17, 2010

Die Frage ist ob die Übersetzung in einen bestimmte Thematik war. Wenn du nur "Übersetzer" bist und der Korrektor ein Expert in der Thematik, und gerade deswegen die Korrektur übernimmt, wundere dich nicht wenn er Variante statt Option, oder irgendwas anders, nimmt. Jede Branche hat sein spezielles Fachchinesisch, was uns, normale sterbende, gleich klingen. Man kann auch viel Schaden einrichten wenn man die falsche "Option" schreibt.

Achtung. Ich meine hier ein möglicher
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Die Frage ist ob die Übersetzung in einen bestimmte Thematik war. Wenn du nur "Übersetzer" bist und der Korrektor ein Expert in der Thematik, und gerade deswegen die Korrektur übernimmt, wundere dich nicht wenn er Variante statt Option, oder irgendwas anders, nimmt. Jede Branche hat sein spezielles Fachchinesisch, was uns, normale sterbende, gleich klingen. Man kann auch viel Schaden einrichten wenn man die falsche "Option" schreibt.

Achtung. Ich meine hier ein möglicher Fall (nicht dass es so wäre), dass diese Massaker in Rot am Dokument erklärt.


Und von wegen nur in der Muttersprache übersetzen, na ja, nach 20 Jahre sage ich ein klares: Ja. Es mag 95% perfekt sein aber ab und zu kommt der Hase mit dem Hammer.

Aber noch wichtiger ist fundierte Kenntnisse der Thematik. Der Übersetzer für Medizin, Jura, Musik und Hydraulic, gibt es nicht... Meine Meinung.


Ich meinte Übersetzer, die die Sprache in der Uniservität gelernt haben, nicht die bilingual aufgewachsen sind..



Grüße
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Armine Kern
Armine Kern
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Er ist auch ein "normaler" Übersetzer, kein Fachmann Aug 17, 2010

[quote]Fernando Toledo wrote:

Die Frage ist ob die Übersetzung in einen bestimmte Thematik war. Wenn du nur "Übersetzer" bist und der Korrektor ein Expert in der Thematik, und gerade deswegen die Korrektur übernimmt, wundere dich nicht wenn er Variante statt Option, oder irgendwas anders, nimmt. Jede Branche hat sein spezielles Fachchinesisch, was uns, normale sterbende, gleich klingen. Man kann auch viel Schaden einrichten wenn man die falsche "Option" schreibt.
=================
Also, ich rege mich auf, weil es um einfache, fast "banale" Wörter geht, die er unbedingt ersetzen möchte, nicht um Fachwörter. Ich möchte behaupten, alles was ein Synonym hat, wird ersetzt!



Und von wegen nur in der Muttersprache übersetzen, na ja, nach 20 Jahre sage ich ein klares: Ja. Es mag 95% perfekt sein aber ab und zu kommt der Hase mit dem Hammer.
Aber noch wichtiger ist fundierte Kenntnisse der Thematik. Der Übersetzer für Medizin, Jura, Musik und Hydraulic, gibt es nicht... Meine Meinung.
============
Ich finde, dass jeder in die Fremdsprache übersetzen kann , wenn er die entsprechende Qualifikation und Erfahrungen hat. Schließlich lassen die Kunden in solchen Fällen zuerst eine Probeübersetzung fertigen - so war es auch in diesem Fall.



[Bearbeitet am 2010-08-17 17:21 GMT]


 
Fernando Toledo
Fernando Toledo  Identity Verified
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Genau die Wörter!!! Aug 17, 2010

Laurawue - wrote:


Also, ich rege mich auf, weil es um einfache, fast "banale" Wörter geht, die er unbedingt ersetzen möchte, nicht um Fachwörter.


Das ist genau was eine Fachübersetzung schwierig macht!

Einfache Verben und Begriffen werden falsch interpretiert oder übersetzt weil man die Thematik nicht kennt!

Fachbegriffe erkennt jeder und mit einem guten Wörterbuch, normalerweise kein Problem.

Aber wie schon gesagt, es geht mir nur um die Problematik generell gesehen.

Viele Grüße


 
Larissa Ershova
Larissa Ershova  Identity Verified
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zur Frage nach den Richtlinien für Korrektoren Aug 17, 2010

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass das Vorhanden oder das Fehlen solcher Richtlinien bloß an dem Büro liegt. In der letzten Zeit mache ich Korrektur lesen für eine englische Agentur, die mir mit jedem Auftrag ihre Proofreader-Guidlines zuleitet. Da steht es eindeutig, dass das Ersetzen der Vokabeln durch Synonyme genauso wie Vorschläge "so wäre es besser" etc. verboten sind.

 
Pablo Bouvier
Pablo Bouvier  Identity Verified
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Korrekturlesen is nicht eine Sache des persönlichen Geschmacks... Aug 17, 2010

erika rubinstein wrote:

[1. Gibt es genaue Richtlinien, was zu korrigieren ist, was nicht (mit den Fehlern aller Art ist ja klar). Aber darf der Korrektor einfach so seine Varianten nehmen, ohne dass es erforderlich war?]Laurawue - wrote:


Nein, gibt es nicht. Der Korrektor hat ja auch sein Geschmack und kann den Text nach seinem Gusto ändern.

[2. Ist es normal, dass jemand Korrektur liest, der zwar proff. Übersetzer und Muttersprachler für die Zielsprache ist, aber die Quellsprache der Übersetzung gar nicht kennt?)]Laurawue - wrote:
Nein, das ist nicht normal. Dann ist das keine Korrektur, sondern einsprachige Redaktion.

[3. Mein Korrektor streicht das ganze Wort durch und schreibt es neu, wenn z.B. ein Punkt am Ende des Wortes fehlt, bzw. zu viel ist.]Laurawue - wrote:

Das macht das Computer-Programm. Selbst wenn man nur einen Buchstaben ändert, markiert es das ganze Wort in rot.

Hat der Kunde dir Vorwürfe gemacht?




Ein/e Korrektor/In kann und soll nicht nach seinem Geschmack korregieren. Meiner Meinung nach soll ein/e Korrektor/In nur korregieren was wirklich falsch ist und dafür gibts es ganz konkrete Richtlinien.

Dies ist auch der Grund wofür ich meine Kunden eine nachträgliche einmalige kostenlose Korrektur anbiete. Der technische Kunde kennt sich da meistens besser aus als irgendjemand anders und zweitens (wenn dieser nicht zu weit entfernt von meinem Sitz liegt) erlaubt es mir auch eine persönliche Beziehung zu Ihm zu haben, was aus einem kommerziellen Sichtpukt sinnvoll ist.

Sich als Korrektor/In anzumelden, indem man in großem Maße Wörter mit Synonyme ersezt oder den Übersetzerstyl modifiziert scheint mir einfach dumm.



[Edited at 2010-08-17 20:21 GMT]


 
A. Bian
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Warum nur Falsches ändern? Aug 17, 2010

Ich habe schon oft erlebt, dass Übersetzer sich aufregen, wenn Korrektoren oder Lektoren Dinge ändern, die nicht "falsch" sind. Warum eigentlich?

Ich sehe das ähnlich wie Thomas - der Korrektor sollte nicht als Gegner begriffen werden, sondern eher als Partner. Beschwerden über deine Arbeit gibt es ja offensichtlich nicht, sonst hättest du das sicher schon zu hören bekommen. Allgemeingültige Richtlinien für Korrekturen existieren meines Wissens nach nicht. Letztendlich ist e
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Ich habe schon oft erlebt, dass Übersetzer sich aufregen, wenn Korrektoren oder Lektoren Dinge ändern, die nicht "falsch" sind. Warum eigentlich?

Ich sehe das ähnlich wie Thomas - der Korrektor sollte nicht als Gegner begriffen werden, sondern eher als Partner. Beschwerden über deine Arbeit gibt es ja offensichtlich nicht, sonst hättest du das sicher schon zu hören bekommen. Allgemeingültige Richtlinien für Korrekturen existieren meines Wissens nach nicht. Letztendlich ist es Sache des jeweiligen Auftraggebers die Tätigkeit des Korrektors zu defininieren.

Bei einem langjährigen Kunden ist es auch so, dass die Korrektoren das letzte Wort haben. Ihr Auftrag ist es nicht (nur) eventuelle Fehler zu finden, sondern vielmehr den Textfluss zu verbessern und zu polieren. Heutzutage sind enge Fristen bei Aufträge gang und gäbe. Ein Korrektor hat viel mehr Abstand zum Text, als der Übersetzer selbst, denn den Luxus, die Übersetzung liegen zu lassen, genug Abstand zu gewinnen und nach einer Woche noch einmal über den Text zu lesen hat man nur sehr selten.

Durch die Zusammenarbeit zwischen Übersetzer und Korrektor ein möglichst perfektes Endprodukt zu schaffen sollte doch in jedermanns Sinne sein?

[Edited at 2010-08-17 21:10 GMT]
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Pablo Bouvier
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Horror-Korrektor Aug 17, 2010

Bian wrote:
Ich habe schon oft erlebt, daß Übersetzer sich aufregen, wenn Korrektoren oder Lektoren Dinge ändern, die nicht "falsch" sind. Warum eigentlich?


Warum sollten wir uns aufregen, wenn ein Korrektor einem Kunden eine korrekte Übersetzung als falsch übersetzt vorliegt, um seine eigene elende Arbeit zu justifizieren? Es gibt doch keinen seriösen Grund uns dafür aufzuregen ...

Bian wrote:

Allgemeingültige Richtlinien für Korrekturen existieren meines Wissens nach nicht. Letztendlich ist es Sache des jeweiligen Auftraggebers die Tätigkeit des Korrektors zu definieren.


Wirklich? Wofür gibt es denn Glossare, Wörterbücher, Grammatikregeln, eine Neue Rechtschreibung der Deutschen Sprache, usw.? Und ist es auch Sache des Auftraggebers, wenn dieser ein vollkommener Idiot ist und nicht der Endkunde? Na, gut. Ab jetzt werde ich es in Acht nehmen. Soviel ich weiß, wird es aber ohne Zweifel dem Übersezter die Verantwortlichkeit der Dummheiten zugeschrieben werden und nicht dem Vermittler oder dem Korektor...

Bian wrote:

Bei einem langjährigen Kunden ist es auch so, daß die Korrektoren das letzte Wort haben. Ihr Auftrag ist es nicht (nur) eventuelle Fehler zu finden, sondern vielmehr den Textfluss zu verbessern und zu polieren.


Falsch, wenn es sich um Endkunden handelt. Die kennen sich da viel besser aus als irgendein/e Korrektor/in, da dies sein Alltag ist. Und Textfluss und Styl sind nicht Sache eines üblichen Korrektors (s. u.)




Um die Sache der Richtlinien endgültig zu klären:

Ein/e Korrektor/In ist imho verantwortlich für:

Terminologieprüfung: korrekte Benutzung und Einhaltung der Glossare, Wörterbücher, kulturelle Adaptation, usw.

Grammatikale Prüfung: Einhaltung der Grammatikregeln im übersetzten Text.

Kohäranzprüfung: Identische Sätze mit dem gleichen Sinn im Ausgangstext sollen im übersetzten Text gleich lauten. Dies sollte sogar für Nebensätze gültig sein.

Typographische Prüfung: Ausführungszeichen, Fragezeichen [besonders wenn diese unterschiedlich in beiden Sprachen geschrieben werden], fehlerhafte Leerzeichen, fehlende Klammern, usw.)

Vollständigkeitsprüfung: Der Korrektor soll prüfen, ob alles übersetzt worden ist, oder ob Sätzeoder Paragraphen ausgelassen worden sind.

Zahlenprüfung: Nummern sollen normalerweise im Ausgangstext und in der Übersetzung identisch sein, aber nicht immer (z. B. ºC oder ºF). Dezimalpunkt oder Dezimalkomma soll auch nachgeprüft werden.

Akronymprüfung: Akronyme werden öfters falsch oder gar nicht übersetzt (z.BH. NATO/OTAN)

Und alles andere sollte ausgeschlossen sein. Kundendefinierte Prüfungen sollen nur gemacht werden, wenn der Kunde diese spezifisch verlangt.

Stylkorrektur und Textfluss sind nicht Sache eines üblichen Korrektors (wenn sich die Übersetzung nicht um ein vollkommener unverständlicher Unsinn handelt). Dafür gibt es ja Stylkorrektoren (copy-editors), mindestens in Spanien (s. corrector de estilo)

Selbstverständlich, das ist meine persönliche Stellungsnahme in dieser Hinsicht, aber jeder kann davon abweichen.

Apropos, hieß es grammatische Regel oder grammatikalische Regel...?



[Edited at 2010-08-17 23:00 GMT]


 
Nicole Schnell
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In memoriam
Definitiv ein Partner, aber...! Aug 17, 2010

Bian wrote:

Ich habe schon oft erlebt, dass Übersetzer sich aufregen, wenn Korrektoren oder Lektoren Dinge ändern, die nicht "falsch" sind. Warum eigentlich?

Ich sehe das ähnlich wie Thomas - der Korrektor sollte nicht als Gegner begriffen werden, sondern eher als Partner. Beschwerden über deine Arbeit gibt es ja offensichtlich nicht, sonst hättest du das sicher schon zu hören bekommen. Allgemeingültige Richtlinien für Korrekturen existieren meines Wissens nach nicht. Letztendlich ist es Sache des jeweiligen Auftraggebers die Tätigkeit des Korrektors zu defininieren.

Bei einem langjährigen Kunden ist es auch so, dass die Korrektoren das letzte Wort haben. Ihr Auftrag ist es nicht (nur) eventuelle Fehler zu finden, sondern vielmehr den Textfluss zu verbessern und zu polieren. Heutzutage sind enge Fristen bei Aufträge gang und gäbe. Ein Korrektor hat viel mehr Abstand zum Text, als der Übersetzer selbst, denn den Luxus, die Übersetzung liegen zu lassen, genug Abstand zu gewinnen und nach einer Woche noch einmal über den Text zu lesen hat man nur sehr selten.

Durch die Zusammenarbeit zwischen Übersetzer und Korrektor ein möglichst perfektes Endprodukt zu schaffen sollte doch in jedermanns Sinne sein?

[Edited at 2010-08-17 21:10 GMT]



Zu einer Partnerschaft gehören aber immer zwei.

Abgesehen davon, dass ein Korrektor der sozusagen erste Testmarkt ist und ernstgenommen werden sollte - schließlich schreiben wir nicht für uns selbst oder den Kunden, sondern für die letztendliche Leserschaft - darf ein Korrektor einen vorliegenden Text nicht als Spielwiese für den eigenen Geschmack benutzen, das ist unprofessionell und wird gerne von Anfängern praktiziert oder von Mitbewerbern, die ganz arg gerne in Zukunft die Übersetzungen lieber selbst übernehmen möchten, statt "nur" das Lektorat zu machen.

Mein größter Agenturkunde gibt hierzu spezifische Anweisungen und erklärt in der PO, dass von rein stilistischen und geschmacklichen Änderungen abgesehen werden soll. Warum? Es ist ein wirtschaftlicher Faktor, denn bei einem Überschwang an Rotstift müssen die ganzen Korrekturen schließlich erneut korrekturgelesen werden. Wer bezahlt das? Fünf verschiedene Übersetzer werden immer fünf verschiedene Versionen produzieren, von denen jede einzelne inhaltlich und in Bezug auf Tonalität korrekt sein kann. Der Sinn des Lektorats besteht darin, einen Text besser zu machen und nicht darin, linguistische Gladiatorenkämpfe - oder eher: Ego-Kämpfe? - auszufechten.

Meine besten Kunden verfahren übrigens genauso, wenn der einsprachliche Reviewer beim Kunden zu überschwänglich wird und beispielsweise gesamte Websites halb umschreiben will, und weisen ihre Kunden an, ihre Texte bitte vorher bezüglich Inhalten und Tonalität zu prüfen.



Huch, Tippfehler.



[Edited at 2010-08-17 23:51 GMT]


 
A. Bian
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Arbeitsabläufe und Bezeichnungen unterscheiden sich Aug 18, 2010

@Nicole: Ich gebe dir Recht, natürlich dürfen die Änderungen nicht so überhand nehmen, dass es unwirtschaftlich wird. Aber machmal hat der Korrektor eben eine Idee, wie man etwas noch einen Tick schöner ausdrücken kann und dann sollte er (meiner Meinung nach) einen Satz umformulieren dürfen, auch wenn der vorher nicht explizit "falsch" war.

Ich meinte in meinem Beispiel übrigens kein Korrektorat durch den Endkunden, sondern im Rahmen eines Agenturauftrags. Der Korrektor prü
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@Nicole: Ich gebe dir Recht, natürlich dürfen die Änderungen nicht so überhand nehmen, dass es unwirtschaftlich wird. Aber machmal hat der Korrektor eben eine Idee, wie man etwas noch einen Tick schöner ausdrücken kann und dann sollte er (meiner Meinung nach) einen Satz umformulieren dürfen, auch wenn der vorher nicht explizit "falsch" war.

Ich meinte in meinem Beispiel übrigens kein Korrektorat durch den Endkunden, sondern im Rahmen eines Agenturauftrags. Der Korrektor prüft nach den Abläufen dieser Agentur die Übersetzungen vor Lieferung an den Kunden und überarbeitet sie stilistisch. Als Übersetzer bekommt man zwar die Endversion zur Information und zum Update des TMs, muss die Änderungen des Korrektors aber nicht prüfen und trägt natürlich auch keine Verantwortung dafür.

@Pablo: Viele Punkte, die du dem Aufgabengebiet eines Korrektors zuordnest, können meiner Meinung nach mit einer guten QA-Software effizienter und zuverlässiger geprüft werden (Einhaltung von Glossaren, Konsistenz, typographische Aspekte, Vollständigkeit, Zahlen, Akronyme).

Ich möchte deinen Standpunkt in keiner Weise angreifen, nur geht es meiner Meinung nach hier weniger um richtig oder falsch, sondern darum, dass jeder Kunde eigene Arbeitsabläufe und Bezeichnungen für die verschiedenen Tätigkeiten hat. Deshalb finde ich es um so wichtiger, sich dessen bewusst zu sein und mit dem Kunden dessen konkrete Erwartungen abzuklären. Selbst wenn man davon ausgeht genau zu wissen, wie ein Korrektorat/Lektorat/Stilkorrektorat/etc. abzulaufen hat, kann das Gegenüber ganz andere Vorstellungen haben.

Mir fällt in dieser und ähnlichen Diskussionen auch immer wieder auf, dass einem Korrektor, der mehr als das absolute Minimum ändert, schnell unterstellt wird, er wolle sich profilieren, den Übersetzer dem Kunden gegenüber schlechtmachen oder die Übersetzung am liebsten gleich selbst übernehmen.
Solche Fälle mag es sicher geben, aber manchmal gibt es auch einfach entsprechende Vorgaben durch den Auftraggeber.

[Edited at 2010-08-18 01:19 GMT]
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Nicole Schnell
Nicole Schnell  Identity Verified
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In memoriam
So ist es. Aber solche Änderungen müssen begründbar sein. Aug 18, 2010

Bian wrote:

Aber machmal hat der Korrektor eben eine Idee, wie man etwas noch einen Tick schöner ausdrücken kann und dann sollte er (meiner Meinung nach) einen Satz umformulieren dürfen, auch wenn der vorher nicht explizit "falsch" war.


Wenn bei Befragung dann nur ein "Och, ich fand das einfach schöner" herauskommt, statt "der Hauptwettbewerber scheint diese Redewendung bereits für sich gepachtet zu haben, und wir sollten vermeiden, diesen Konkurrenten versehentlich zu imitieren", macht das schon einen Unterschied.


 
Johanna Timm, PhD
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Nochmal: Partnerschaft Aug 18, 2010

Mit einem bestimmten Kollegen arbeite ich (für einen Direktkunden) sehr gerne zusammen. Mal liefert er die erste Version und ich korrigiere, mal ist es andersrum. Und wir wechseln uns problemlos ab, jeder von uns hat ja seine Vorlieben fűr bestimmte Texte. Bezahlung? Wir dritteln wir den Betrag: 2/3 bekommt Nummer 1, der Erstűbersetzer, ein Drittel Nummer 2, der Korrektor.

Nummer 1 macht die grobe Arbeit, räumt die dicken Brocken aus dem Weg, kűmmert sich um das Fundament, w
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Mit einem bestimmten Kollegen arbeite ich (für einen Direktkunden) sehr gerne zusammen. Mal liefert er die erste Version und ich korrigiere, mal ist es andersrum. Und wir wechseln uns problemlos ab, jeder von uns hat ja seine Vorlieben fűr bestimmte Texte. Bezahlung? Wir dritteln wir den Betrag: 2/3 bekommt Nummer 1, der Erstűbersetzer, ein Drittel Nummer 2, der Korrektor.

Nummer 1 macht die grobe Arbeit, räumt die dicken Brocken aus dem Weg, kűmmert sich um das Fundament, wählt das angemessene Material und sorgt fűr die gerade Linie. Nummer zwei nivelliert den Boden, harkt ein bisschen, entfernt das ein oder andere Unwort, pflanzt hier und da ein passendes Blűmchen und sorgt dafűr, dass alles solide und haltbar ist.

Da ist noch nie ein böses Wort gefallen. Jeder weiß ja, wie wichtig die Arbeit ist, die der andere macht. Und jeder freut sich, wenn der Text nachher hieb- und stichfest und außerdem noch schön zu lesen ist.

johanna
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Nicole Schnell
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So eine Kollegin habe ich auch. :-) Aug 18, 2010

Johanna Timm, PhD wrote:

Mit einem bestimmten Kollegen arbeite ich (für einen Direktkunden) sehr gerne zusammen. Mal liefert er die erste Version und ich korrigiere, mal ist es andersrum. Und wir wechseln uns problemlos ab, jeder von uns hat ja seine Vorlieben fűr bestimmte Texte. Bezahlung? Wir dritteln wir den Betrag: 2/3 bekommt Nummer 1, der Erstűbersetzer, ein Drittel Nummer 2, der Korrektor.

Nummer 1 macht die grobe Arbeit, räumt die dicken Brocken aus dem Weg, kűmmert sich um das Fundament, wählt das angemessene Material und sorgt fűr die gerade Linie. Nummer zwei nivelliert den Boden, harkt ein bisschen, entfernt das ein oder andere Unwort, pflanzt hier und da ein passendes Blűmchen und sorgt dafűr, dass alles solide und haltbar ist.

Da ist noch nie ein böses Wort gefallen. Jeder weiß ja, wie wichtig die Arbeit ist, die der andere macht. Und jeder freut sich, wenn der Text nachher hieb- und stichfest und außerdem noch schön zu lesen ist.

johanna


Und das Ergebnis ist immer unser Artikel, unsere Broschüre, unser Was-weiß-ich, und da gibt es keine Egos. Die Resultate sind einfach besser, wenn zwei zusammenarbeiten.


 
Armine Kern
Armine Kern
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Ego-Kämpfe Aug 18, 2010

@Nicole: Genau, Nicole, ich glaube das ist der entscheidende Punkt: das eigene Ego. In solchen Fällen möcht der Korrektor bewußt oder unbewußt beweisen, wie "perfekt" er ist und viel, viel besser als der Übersetzer, der den Auftrag bekommen hat.

@Johanna: ich habe auch einen Kollegen, mit dem ich seit 3 Jahren wunderbar zusammen arbeite. Und ich kontaktiere ihn immer vorher, bevor ich ein Schlüsselwort bzw. einen wichtigen Begrifft im Text ändere.

Um auf den Pu
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@Nicole: Genau, Nicole, ich glaube das ist der entscheidende Punkt: das eigene Ego. In solchen Fällen möcht der Korrektor bewußt oder unbewußt beweisen, wie "perfekt" er ist und viel, viel besser als der Übersetzer, der den Auftrag bekommen hat.

@Johanna: ich habe auch einen Kollegen, mit dem ich seit 3 Jahren wunderbar zusammen arbeite. Und ich kontaktiere ihn immer vorher, bevor ich ein Schlüsselwort bzw. einen wichtigen Begrifft im Text ändere.

Um auf den Punkt zu kommen: ich habe beschlossen, beim nächsten Projekt für diesen Kunden die "Entweder - Oder" Frage zu stellen, also mich weigern, mit diesem Korrektor zusammen zu arbeiten, zumal er nun Druck wegen des Liefertermins macht - er möchte 2 Tage vor dem endgültigen Liefertermin den letzten Teil von mir bekommen haben, weil er angeblich alleine einen Tag für die "Feinarbeiten" benötigt (es sind ca. 60 Standardseiten), obwohl er nach seinem Wunsch laufend Textabschnitte zur Korrektur bekommt, so ca. 3000 Wörter jedes Mal, und war nicht bereit, den vorletzten Tag noch für die Übersetzung der letzten 3000 Wörter mir zur Verfügung zu stellen.
Mal schauen, für wen sich der Kunde entscheidet.

Danke an alle!
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Laurent KRAULAND (X)
Laurent KRAULAND (X)  Identity Verified
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Horror-Korrektor Aug 18, 2010

Nicole Schnell wrote:

Bian wrote:

Aber machmal hat der Korrektor eben eine Idee, wie man etwas noch einen Tick schöner ausdrücken kann und dann sollte er (meiner Meinung nach) einen Satz umformulieren dürfen, auch wenn der vorher nicht explizit "falsch" war.


Wenn bei Befragung dann nur ein "Och, ich fand das einfach schöner" herauskommt, statt "der Hauptwettbewerber scheint diese Redewendung bereits für sich gepachtet zu haben, und wir sollten vermeiden, diesen Konkurrenten versehentlich zu imitieren", macht das schon einen Unterschied.


Darum geht es im Grunde genommen doch, oder? Ich finde es daher wichtig, dass in einem solchen Zusammenhang zwischen "Partnerschaft" und "Zusammenarbeit" unterschieden wird.


 
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